Die atemberaubende Rally der Aktie von Siemens Energy setzt sich fort. Am Freitag-Vormittag setzt sich der Energietechnik-Konzern mit einem Plus von fast vier Prozent an die DAX-Spitze und markiert sogar ein neues Allzeithoch. Charttechnisch ist noch mehr drin, doch einige Analysten sind ziemlich zurückhaltend.
36,05 Euro – so hoch wie am Freitag-Vormittag stand die Siemens-Energy-Aktie noch nie. Aktionäre, die seit Abspaltung vom Siemens-Konzern Ende September 2024 dabei geblieben sind, können sich über 'geschenkte' 63 Prozent Gewinn freuen. Damals erhielten Siemens-Aktionäre die Papiere einfach ins Depot gebucht, ein Stück kostete am ersten Börsentag 22 Euro. Wer erst später bei Siemens Energy einstieg, konnte noch viel mehr rausholen. Seit dem Allzeittief vor einem Jahr hat der Wert um mehr als 400 Prozent zugelegt. Allein in diesem Jahr hat sich Siemens Energy verdreifacht und ist damit bester DAX-Wert.
Ein Analyst, der die Aktie bis zuletzt dennoch pessimistisch bewertete, gibt dies nun ein Stück weit auf. JPMorgan-Experte Akash Gupta nimmt nun eine neutrale Haltung ein wegen der Erkenntnis, dass eine robuste Nachfrage und eine gute operative Umsetzung den Weg aus der Krise ebnen. Für das vierte Geschäftsquartal rechnet er mit einem 28 Prozent höheren
Auftragseingang als im entsprechenden Vorjahresabschnitt. Gupta erhöhte das Kursziel von zuvor 13,00 Euro auf nun 32,80 Euro.
Analysten sind gespalten
Die Investmentbank Oddo BHF sieht noch etwas mehr Luft für Siemens Energy. Am Dienstag haben die Experten ihr Kursziel von 25 auf 37 Euro angehoben, aber die Einstufung auf "Neutral" belassen. Siemens Energy dürfte für das laufende Schlussquartal des Geschäftsjahres für alle Bereiche eine gute Auftragsdynamik sowie einen 15-prozentigen Anstieg des Konzernumsatzes aus eigener Kraft berichten. Mit Blick auf das neue Geschäftsjahr rechnen die Oddo-Experten jedoch mit einem höheren operativen Verlust der Windkraft-Tochter Gamesa als bisher.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs ist optimistischer gestimmt. Analyst Ajay Patel hat das Kursziel von 35,30 auf 40,80 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Der Energietechnik-Konzern gehe von der Erholung in den Wachstumsmodus über, schreibt er in einem aktuellen Kommentar.
Das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Siemens Energy hingegen erst am Dientag auf "Underperform" mit einem Kursziel von 15 Euro belassen. Analyst Nicholas Green beschäftigte sich in einer Branchenstudie mit Emissionsstrategien in der europäischen Investitionsgüter-Industrie. Welche Aktie sich für das Thema Nachhaltigkeit anbiete, sei wegen einer inkonsistenten Datenlage nicht einfach zu beantworten. Am besten unter den großen Sektorführern stehe ABB da, unter anderem gefolgt von Unternehmen wie Siemens oder Dürr. Von Siemens Energy verspricht er sich erst später anspruchsvollere Emissionsziele.
Ein Blick auf den Chart von Siemens Energy offenbart, dass die Aktie seit fast einem Jahr in einem intakten Aufwärtstrend verläuft. Seit der Überwindung der alten Rekordhöhen hat sich der Höhenflug zuletzt beschleunigt. Die Untergrenze des steilen Aufwärtstrends verläuft derzeit bei etwa 34,80 Euro. Nach oben ist die 40-Euro-Marke das nächste Ziel. Aber: Mittlerweile befinden sich einige technische Indikatoren in einem überkauften Bereich, etwa RSI und MACD.
Der Höhenflug der Aktie von Siemens Energy ist erfreulich, doch allmählich wird die Luft dünner. Eine Korrektur oder zumindest eine Seitwärtsbewegung wie zwischen Juni und September sollte demnächst nicht überraschen. DER AKTIONÄR rät engagierten Anlegern, die Gewinne laufen zu lassen.
Doch teilweise Gewinnmitnahmen können auch nicht schaden. Zumal die hausgemachten Probleme bei Gamesa noch nicht vom Tisch sind. Es besteht durchaus die Gefahr, dass die Verluste anhalten und den Gesamtkonzern weiter verfolgen.
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