Nach einer starken Handelswoche zählt die Siemens-Aktie am Freitag zu den schwächsten Werten im DAX. Für den Rückschlag sorgt eine skeptische Studie von Barclays. Die Analysten kritisieren die unübersichtlichen und komplexen Strukturen des Industriekonzerns und raten deshalb zum Verkauf.
Anleger schätzen einfache, übersichtliche Geschäftsmodelle. Ist ein Konzern in zu vielen Bereichen unterwegs, wird das am Markt mit einem Konglomeratsabschlag quittiert. Siemens leidet schon seit geraumer Zeit unter einer zu komplexen Struktur. Doch trotz aller Schritte, die der Konzern unternommen hat, ist Analyst Tanuj Agrawal von Barclays noch nicht zufrieden. Er hat die Aktie daher von „Equal Weight“ auf „Underweight“ abgestuft und das Kursziel von 144 auf 125 Euro gesenkt. Damit sieht er immer noch ein Abwärtspotenzial von etwas mehr als zehn Prozent.
Viele Kritikpunkte
Agrawal stört sich an den zahlreichen Beteiligungen, die der Münchener Konzern auch nach der Abspaltung und dem Börsengang verschiedener Bereiche wie etwa Siemens Healthineers oder Siemens Energy weiter hält. Das gelte umso mehr, da Siemens die Struktur über die bekannten Pläne hinaus nicht weiter vereinfachen wolle. Daher dürfte der Markt weiter einen Abschlag von rund 20 Prozent vornehmen. Nur wenn Siemens das Portfolio weiter vereinfache und Beteiligungen verringere, sei mehr drin.
Hinzu komme die Entwicklung der Kerngeschäftsbereiche Smart Infrastructure und Digitale Industrien. Trotz der technologisch führenden Stellung hinke Siemens hier den Wettbewerbern hinterher. Sowohl im Infrastrukturgeschäft als auch im Softwaregeschäft seien die Margen eher enttäuschend.
Siemens arbeitet bereits seit Jahren an einer Entflechtung der Strukturen und hat dabei auch Fortschritte gemacht. Anleger sollten die skeptische Studie von Barclays daher nicht überbewerten. Der Konzern ist auf dem richtigen Weg, die Aktie attraktiv bewertet und in den Kerngeschäften läuft es entgegen der kritischen Worte richtig gut.
Mit Material von dpa-AFX