Die Ölpreise haben im gestrigen Handel wieder etwas nachgegeben. Dies hat auch die Anteilscheine des Energieriesen Shell belastet. Größere Sorgen dürfte man sich in der Konzernzentrale des Global Players jedoch sicherlich nicht machen. Das Niveau von mehr als 90 Dollar beschert dem Unternehmen eine hervorragende Grundlage für üppige Gewinne.
"Die Ölpreise sind seit Tagen äußerst volatil", kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank das Handelsgeschehen. Am Erdölmarkt wirkten zuletzt gegenläufige Kräfte. Preisdruck kam aus dem Iran. Dessen Unterhändler Ali Bagheri Kani hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von Fortschritten in den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm gesprochen. Sollte über das von den USA aufgekündigte Abkommen eine Einigung erzielt werden, könnten US-Sanktionen wegfallen, die unter anderem die iranischen Ölexporte betreffen. Die vage Aussicht auf zusätzliches Erdöl belastet die Preise.
Allerdings bleibt auch die Ukraine-Krise ein beherrschendes Thema. Russland ist einer der größten Ölförderer der Welt. Sollte die Ukraine-Krise eskalieren, befürchten Fachleute Auswirkungen auf die Versorgung mit russischem Erdöl.
Das Ifo-Institut warnt
Indes hat das Ifo-Institut vor steigenden Öl- und Gaspreisen im Fall eines Einmarschs Russlands in die Ukraine gewarnt. "Selbst wenn die Gaslieferungen nicht eingeschränkt würden, käme es zu einem Preisschock, jedenfalls vorübergehend", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Freitag laut einer Mitteilung des Instituts. "Das träfe private Haushalte und Industrie in Deutschland gleichermaßen."
Ein Lieferstopp sei unwahrscheinlich. Fuest verwies auf die gegenseitige Abhängigkeit: Westeuropa brauche russisches Öl und Gas, Russland sei auf das Geld angewiesen und wolle auch künftig noch Gas nach Europa verkaufen. Sonst würde die EU künftig zum Beispiel Flüssiggas aus Schiffen beziehen. Dafür Infrastruktur in Deutschland auszubauen, sei auf jeden Fall sinnvoll.
Im Fall einer weiteren Eskalation könnte den Angaben nach auch die Inflationsrate in Deutschland steigen. Bislang erwarte man für 2022 eine Rate von 4 Prozent, sagte Fuest. "Sollte ein Krieg ausbrechen, könnte sie noch höher ausfallen."
Die hohen Ölpreise bescheren Shell weiterhin eine wahre Lizenz zum Gelddrucken. Dividendenjäger können bei der immer noch relativ günstig bewerteten Aktie, die auch charttechnisch weiterhin attraktiv ist, nach wie vor zugreifen. Der Stopp sollte bei 17,70 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX