Der deutsche Nebenwert hat den Kapitalmarkt über eine neue strategische Mittelfristplanung informiert. Daraufhin ist die Aktie von SFC Energy durch die Decke gegangen. DER AKTIONÄR hat Dr. Peter Podesser, Firmenlenker des Brennstoffzellen-Unternehmens, zu den Zielen und den Auswirkungen der Pandemie interviewt.
DER AKTIONÄR: Herr Dr. Podesser, rechnen Sie mit einer Erholung der von der Pandemie stark betroffenen Segmente im Jahr 2021?
Dr. Peter Podesser: Ja, das starke vierte Quartal 2020 und der dynamische Start ins neue Geschäftsjahr geben uns hier Anlass zur Zuversicht, dass sich unsere Kunden auf die veränderten Bedingungen durch die Corona-Pandemie eingestellt haben. Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach umweltfreundlichen Technologien wie der unseren enorm steigt.
Wenn man auf die einzelnen Segmente blickt, so fällt auf, dass das Segment Defense & Security, das 2020 besonders stark unter den Lockdown-Maßnahmen gelitten hat, bereits in dieser frühen Phase des neuen Geschäftsjahres starke Aktivitäten auf Kundenseite verzeichnet. Weitere Lockerungen erhöhen zudem die Investitionsneigung und erleichtern die Vertriebsaktivitäten. Positive Signale gibt es auch aus dem Segment Industry, das in den ersten Wochen 2021 an das erfolgreiche Jahresendgeschäft 2021 anknüpfen kann. Hier erwarten wir im laufenden Jahr ebenso ein signifikantes Wachstum wie im Segment Defense & Security. Vielversprechend entwickelt sich auch im Segment Oil & Gas der weitere Ausbau des Geschäftes außerhalb der Öl- und Gasindustrie in Kanada und den USA – hierdurch versprechen wir uns weitere positive Impulse.
SFC Energy hat eine neue strategischen Mittelfristplanung kommuniziert. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt und auf welcher Grundlage basieren diese?
Unsere strategischen Wachstumspläne sehen einen Umsatzanstieg auf 350 bis 400 Millionen Euro bis zum Jahr 2025 und eine Steigerung der bereinigten EBITDA-Marge auf über 15 Prozent vor. Diese Ziele beruhen auf der Grundlage einer sich sehr dynamisch entwickelnden weltweiten Nachfrage nach Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen in stationären Anwendungen.
In diesem Bereich sind wir weltweit führend und können bereits jetzt ausgereifte Produkte im industriellen Maßstab fertigen und liefern – so liefern wir demnächst bereits die 50.000. Brennstoffzelle „made by SFC“ aus. Das Potenzial sehen wir generell im Austausch von Diesel-Generatoren als Notstromaggregate oder netzferne Systeme durch umweltfreundliche Wasserstoff-Brennstoffzellen – dies ist ein Milliardenmarkt. Wir sagen „Goodbye Diesel“ für eine saubere Zukunft.
Fassen Sie auch anorganisches Wachstum ins Auge, um die Langfrist-Ziele zu realisieren?
Unsere Zielsetzung ist auf ein nachhaltiges, organisches Wachstum ausgerichtet. Neben diesem organischen Wachstum, das wir über dem durchschnittlichen Marktzuwachs erwarten und zu dem unter anderem auch internationale Partnerschaften beitragen sollen, spielen in unseren Plänen aber auch strategische Akquisitionen eine Rolle. Dabei nehmen wir sowohl Kandidaten ins Visier, die über besondere Marktzugänge verfügen, als auch Brennstoffzellen-Produzenten.
Unternehmen aus den Bereichen Wasserstoff respektive Brennstoffzellen sind en vogue. Haben Sie bereits Begehrlichkeiten bei potenziellen Käufern geweckt?
Wir befinden uns an einem neuralgischen Punkt, an dem die Nachfrage nach grünen Technologien zur nachhaltigen Energieerzeugung wächst und sich weiter beschleunigen wird. Dass das Investoren-Interesse an innovativen Unternehmen entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette wie wir es sind, steigt, ist natürlich klar. Klar ist aber auch, dass wir genügend Ideen haben, die wir weiterhin aus eigener Kraft oder im Rahmen von Kooperationen verfolgen und verwirklichen können.
Was können Anleger im Jahr 2021 von SFC Energy erwarten?
Im laufenden Jahr wollen wir unseren Vorsprung bei der Marktreife von Brennstoffzellen und den zugehörigen Marktzugängen weiter ausbauen und die Entwicklung der neuen Generation von Wasserstoff-Brennstoffzellen beschleunigen. Zudem werden wir uns verstärkt komplementären Technologien, wie die Elektrolyse zur On-Site-Erzeugung von „grünem Wasserstoff“, widmen. Unsere Prognose für 2021 sieht einen Umsatzanstieg auf 61 bis 70 Millionen Euro sowie eine deutlich gesteigerte Profitabilität vor. Mit unserem 2020 ausgerollten Maßnahmenprogramm „Fit für die Zukunft“ haben wir die Grundlage dafür geschaffen, nach der Covid-19-Pandemie noch stärker und effizienter agieren zu können.
Herr Dr. Podesser, besten Dank für das Interview.
Die Börse hat die Guidance für 2021 und die Wachstumspläne bis 2025 klar positiv aufgenommen. Inzwischen wird SFC Energy mit gut 400 Millionen Euro kapitalisiert. Sportlich, aber im Vergleich zu anderen Bewertungen in der Peergroup noch moderat. Spekulativ ausgerichtete Anleger warten dennoch einen Rücksetzer ab und greifen dann zu. Stopp: 19,50 Euro.