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Foto: Börsenmedien AG, SAP
26.10.2020 ‧ Emil Jusifov

SAP: „Glanzloses Zahlenwerk“

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SAP

Im dritten Quartal zeigte sich, wie stark die Krise auch SAP in die Mangel nimmt - wobei das Management weiter optimistisch ist, dass der Wert der Digitalisierung für die Unternehmen in der Krise deutlicher sichtbar wird.

Der Gesamtumsatz schrumpfte zwischen Juli und Ende September im Jahresvergleich um 4 Prozent auf 6,54 Milliarden Euro, wobei der starke Euro für das Minus sorgte. Währungsbereinigt wären die Erlöse stabil geblieben. Das um Sonderkosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern lag mit 2,07 Milliarden Euro um ein Prozent unter dem Vorjahreswert, wäre ohne Wechselkurseinfluss nach Berechnungen von SAP aber um 4 Prozent gewachsen.

Unter dem Strich konnte SAP immerhin einen deutlichen Gewinnanstieg von 31 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro ausweisen. Dafür sorgte vor allem ein Bewertungseffekt bei der Beteiligungstochter Sapphire Venturs, die vorwiegend Geld in Start-Ups investiert. Mit den Werten von Umsatz und operativem Ergebnis lag SAP klar unter den Schätzungen von Analysten.

Prognose für dieses Jahr gekappt

In diesem Jahr rechnet SAP nun mit einem Gesamtumsatz von 27,2 bis 27,8 Milliarden Euro auf Basis konstanter Wechselkurse - das heißt zu Wechselkursen aus dem vergangenen Jahr. Schlägt der starke Euro besonders hart bei der Umrechnung von ausländischen Erlösen zu Buche, sind auch Werte darunter möglich. Vorher waren 27,8 bis 28,5 Milliarden angepeilt.

Darunter dürfte vor allem auch der Umsatz mit Cloudsoftware schwächer ausfallen mit 8 bis 8,2 Milliarden Euro, hier standen zuvor 8,3 bis 8,7 Milliarden Euro im Plan. Vor allem die US-Tochter Concur, die Kunden Reisekostenmanagement anbietet, leidet unter der Krise. Das Betriebsergebnis dürfte nun zwischen 8,1 und 8,5 Milliarden Euro landen statt zwischen 8,1 und 8,7 Milliarden. Bereits im April hatte SAP die ursprünglichen Jahresziele wegen der Corona-Krise eingedampft.

Weil der Konzern stark auf die Kostenbremse getreten ist, sieht es in diesem Jahr immerhin bei der Entwicklung der Kassenlage besser aus. Statt mit rund 4 Milliarden Euro freiem Barmittelzufluss (Free Cashflow) kalkuliert Mucic nun mit über 4,5 Milliarden Euro Zufluss in die Kasse.

Verhaltene Prognose für nachfolgende Jahre

In den kommenden beiden Jahren rechnet SAP einem verhaltenen Wachstum der Umsätze, das bereinigte Betriebsergebnis dürfte stagnieren oder sogar sinken. Ab 2023 soll der Umsatz schneller wachsen und das operative Ergebnis prozentual zweistellig zulegen.

2025 will SAP bei den Clouderlösen die Marke von 22 Milliarden Euro knacken und Gesamtumsätze von über 36 Milliarden erreichen. 85 Prozent der Umsätze sollen dann besser planbar sein, das heißt, dass sie entweder aus Cloudabos kommen oder aus Wartungsverträgen und nicht allein vom vertrieblichen Erfolg abhängen. Das operative Ergebnis soll dann über 11,5 Milliarden Euro liegen. Bisher hatte SAP etwa beim Cloudumsatz 2023 mit mehr als 15 Milliarden Euro gerechnet.

Erste Analystenreaktionen

Unterdessen hat die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für SAP nach Zahlen und Ausblick auf "Buy" mit einem Kursziel von 142 Euro belassen. Der Software-Hersteller habe ein glanzloses Zahlenwerk für das dritte Quartal präsentiert, das überschattet werde von zurückgesetzten mittelfristigen Zielen, schrieb Analyst Michael Briest in einer am Montag vorliegenden Studie. Die durchschnittlichen Marktschätzungen für das operative Ergebnis (Ebit) im Jahr 2023 könnten nun um 20 Prozent fallen. Das Paradies sei verschoben worden, Anleger bräuchten Geduld, titelte Briest.


SAP (WKN: 716460)

Die SAP-Zahlen zum dritten Quartal sehen in der Tat eher glanzlos aus. Vor allem die verhaltene Prognose dürfte nun für Verunsicherung bei den Marktteilnehmern sorgen. Vorbörslich notiert SAP rund 13 Prozent im Minus.

Aktuell scheinen die krisenbedingten Kosteneinsparungen des Konzerns sich in den Geschäftszahlen widerzuspiegeln. Überraschend ist auch der Nachfragerückgang nach Cloud-Software von SAP. Positiv zu werten ist die weiterhin hohe Kundenorientierung und der starke Fokus auf das Cloudwachstum.

Die AKTIONÄR-Empfehlung wurde nach den enttäuschenden Quartalszahlen beim Kurs von 110 Euro ausgestoppt.

Mit Material von dpa-AFX

Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte:
Der Autor Emil Jusifov hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: SAP.

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