Der laufende Umbau bei SAP sorgt für mehr Wirbel bei dem Softwarekonzern als bislang erwartet. "Wir schließen betriebsbedingte Kündigungen nicht aus, aber das ist nur die Ultima Ratio", so Personalchef Stefan Ries.
SAP will weltweit Stellen streichen, etwa drei Prozent der zuletzt rund 67.000 Mitarbeiter sind betroffen. In Deutschland sind es rund 1,5 Prozent der etwa 17 200 Beschäftigten. Unterm Strich will SAP Ende 2014 mehr Mitarbeiter beschäftigen als zu Jahresbeginn und den betroffenen Beschäftigten neue Jobs im Unternehmen anbieten.
"Happy Company"
Betriebsrats-Chef Ralf Herzog sieht in den Umbauplänen dennoch eine Kulturänderung: "Wir sprechen hier zum ersten Mal in der Geschichte der SAP über betriebsbedingte Kündigungen", sagt er. Selbst während des Sparprogramms unter SAP-Chef Léo Apotheker 2009 hat es nur ein freiwilliges Abfindungsprogramm gegeben. Dabei stammt von Gründer Hasso Plattner der Ausspruch, er wolle SAP zu einer "Happy Company" machen. Gemeint war eine Firma mit einer lockeren Unternehmenskultur wie beim Vorbild Google aus dem Silicon Valley. Der Softwarekonzern, der einen Akademikeranteil von mehr als 90 Prozent hat, lockt seine potenziellen Mitarbeiter mit zahlreichen Extras. So ist das Kantinen-Essen bei SAP kostenlos, der Anteil der Dienstwagenfahrer höher als im Schnitt anderer Firmen. Dazu kommen Vergünstigungen, die man sonst häufig von Mittelständlern kennt, wie Baudarlehen. Das ist wichtig für den Softwarekonzern. Denn motivierte Mitarbeiter sind sein wichtigstes Kapital.
Cloud-Computing im Fokus
SAP ist dabei, sein Angebot von fest installierter Software auf Abo-Modelle umzustellen, wo man höhere Wachstumsraten erwartet. Auf der Personalseite schlägt sich das nieder, indem Jobs wegfallen. "Nicht alle Aufgaben, die in der Vergangenheit wichtig waren, sind es heute immer noch", sagt Ries. Mit dem Umbau befindet sich der DAX-Konzern auf dem richtigen Weg. Bis Ende des Jahrzehnts dürfte SAP mehr Umsätze aus neuen Cloud-Verträgen generieren, als aus neuen klassischen Softwarelizenzen. Anleger bleiben dabei. Die horizontale Unterstützung bei 57 Euro hat zuletzt gehalten.
(mit Material von dpa-AFX)