SAP will die Kehrtwende einleiten. Europas größter Softwarehersteller legt an diesem Dienstag (25. Oktober) seine Zahlen zum dritten Quartal vor. Noch dürfte die verstärkte Ausrichtung auf Software zur Nutzung über das Netz (Cloud) die Ergebnisse belasten. Laut Finanzchef Luka Mucic soll im dritten Quartal aber der Tiefpunkt bei der Ergebnisentwicklung erreicht worden sein.
Weitere Investitionen in die Cloud-Technik dürften das Ergebnis im dritten Quartal noch belastet haben. Im vierten Quartal soll das operative Ergebnis dann wieder zulegen. Im kommenden Jahr und im Jahr 2024 sind dann jeweils prozentual zweistellige Ergebniszuwächse angekündigt. Zukunftsmusik!
Für das laufende Jahr har SPA-Vorstandschef Christian Klein noch einen Rückgang des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um vier bis acht Prozent einkalkuliert, wenn Wechselkurseffekte ausgeklammert werden. Die dürften allerdings beachtlich ausfallen, weswegen es wohl in berichteten Zahlen nicht ganz so dicke kommt. Zuletzt erwartete SAP beim operativen Ergebnis bis zu 4,5 Prozentpunkte Rückenwind vom schwachen Euro.
Bei den Sondereffekten rechnet SAP mit 620 bis 720 Millionen Euro Kosten für Zukäufe. Bei den anteilsbasierten Vergütungsprogrammen für die Mitarbeiter sind Aufwendungen zwischen 2,5 und 2,7 Milliarden Euro zu erwarten. Für den Konzernumbau sind 130 bis 150 Millionen Euro veranschlagt. Zusammengenommen könnten also bis zu knapp 3,6 Milliarden Euro an Sonderkosten zusammenkommen.
Bei den Kunden will die Walldorfer Software-Schmiede aber auch dieses Jahr weiter punkten. So soll der Cloudumsatz um währungsbereinigt 23 bis 26 Prozent zulegen. Inklusive der Lizenzumsätze für Software zur Installation vor Ort dürften es aber nur vier bis sechs Prozent Wachstum sein. Das zeigt: Lizenzsoftware ist weiter auf dem absteigenden Ast. Der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) soll über 4,5 Milliarden Euro betragen, nach gut fünf Milliarden im Vorjahr. Die Steuerquote dürften zwischen 34 und 38 Prozent liegen.
Analysten rechnen im Schnitt mit einem Umsatzplus von elf Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Die Cloudsparte wird wohl weiter der Wachstumstreiber sein, mit einem Anstieg von rund einem Drittel auf 3,19 Milliarden Euro Erlös. Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte um rund fünf Prozent auf 2,0 Milliarden Euro sinken. Beim Gewinn unterm Strich rechnen die Experten mit 790 Millionen Euro nach 1,42 Milliarden vor einem Jahr.
Analysten sehen nur noch begrenzte Gefahr für eine weitere Enttäuschung beim Ausblick. Man darf aber dennoch gespannt sein, ob die Walldorfer wirklich einen Wendepunkt erreicht haben und der Cloud-Bereich nun wirklich zum dominanten Umsatzstrom wird, der dann auch die Ergebnisse wie erwartet nachhaltig steigen lässt.
SAP wird die Q3-Zahlen morgen vor Börsenbeginn veröffentlichen. Um 14 Uhr (MESZ) wird der Vorstand dann in einer Telefonkonferenz für Investoren und Finanzanalysten die Geschäftsentwicklung erläutern. Zeichnet sich ab, dass der Konzern den Tiefpunkt bei der Ergebnisentwicklung im Q3 tatsächlich erreicht hat, dann sollte das Interesse an der Aktie wieder spürbar zunehmen. Mit dem Sprung über die 95-Euro-Marke würde das passende charttechnische Kaufsignal generiert. Bleibt die Kehrwende weiterhin aus, drohen neue Jahrestiefs.
(Mit Material von dpa-AFX)