Der neue SAP-Finanzchef Dominik Asam will seinen Blick bei Europas größtem Softwarehersteller insbesondere auf den Finanzmittelzufluss und die Kosten richten. Aus der jüngeren Vergangenheit der Covid-Pandemie heraus bedeute ihm "als gebranntes Kind quasi ein noch höherer Fokus auf Cashflow" viel, sagte Asam in einem Gespräch mit Journalisten in Walldorf.
In der Pandemie war sein ehemaliger Arbeitgeber Airbus wegen ausbleibender Flugzeugbestellungen stark unter Druck geraten. Zudem wolle er die Kosten stark in den Blick nehmen. "Kosten sind mir wichtig. Ich finde es immer gefährlich, wenn man sagt, wir sind ein rein umsatzbasiertes Geschäft und Kosten spielen keine Rolle. Dazu ist der Wettbewerbsdruck eben in jeder Industrie einfach zu hoch", sagte der Manager, der vor kurzem die Nachfolge des langjährigen Amtsinhabers Luka Mucic antrat. "Es ist wie Zähneputzen, da muss man ständig dran arbeiten, um entsprechende Produktivität zu fördern."
In den kommenden Wochen will Asam sich in den Konzern einarbeiten und das Produktportfolio kennenlernen. "Meine Philosophie ist an der Stelle ganz klar, tief ins operative Geschäft einzutauchen. Es gehört auch zum Job des Finanzchefs zu entscheiden, an welcher Stelle in Technologie investiert wird – und wenn man dann gar nichts von der Technologie versteht, ist das relativ schwierig."
Bei den Kennziffern, die zur Steuerung des Unternehmens verwendet werden, habe er "nichts Exotisches vor", sagte Asam. Die vom Management um Vorstandschef Christian Klein in Aussicht gestellte Erhöhung der Mittelfristziele des Konzerns braucht ihm zufolge allerdings noch Zeit. Es sei eine Priorität von ihm, sich hierzu in den ersten Wochen ein Bild zu verschaffen, sagte Asam. Es erhöhe die Komplexität, dass der US-Marktforscher Qualtrics nun verkauft werde. "Geben Sie uns da die Zeit, den Bleistift zu spitzen." Im ersten Halbjahr noch dürfte es dazu Ergebnisse geben.
Dass Qualtrics nach der Ankündigung des milliardenschweren Verkaufs jetzt als aufzugebender Geschäftsbereich geführt werde, habe unterschiedliche Effekte auf Umsatz und Gewinn, sagte Asams Vorgänger Luka Mucic. Obwohl Qualtrics mittlerweile profitabel sei, habe der US-Marktforscher noch die Gewinne von SAP verwässert. Insbesondere wegen des hohen Anteils von Qualtrics an den Kosten für aktienbasierte Vergütung des Konzerns werde SAP "eine nicht ganz unerhebliche Entlastung erzielen", so Mucic.
Asam ist studierter Maschinenbauer und 1969 geboren. Seit 2019 war er Finanzchef beim europäischen Flugzeughersteller Airbus, davor in gleicher Funktion beim Halbleiterhersteller Infineon.
Man darf auf die weiteren Ankündigungen im laufenden Halbjahr gespannt sein. Die Aktie von SAP hat sich seit ihrem Zwischentief im September vergangenen Jahres bei 79,58 Euro deutlich erholen können. Die Erholungsbewegung ist zuletzt zwar ins Stocken geraten, das Papier notiert aber weiter komfortabel über der wichtigen Unterstützung in Form der 200-Tage-Linie. Investierte Anleger bleiben dabei, sichern ihre Position aber etwas unterhalb der 200-Tage-Linie mit einem Stopp bei 92 Euro ab.