SAP hat in seinem Kerngeschäft mit cloudbasierter Software weniger umgesetzt als erwartet. Europas größter Softwarehersteller korrigierte daraufhin seine Jahresziele. Ein kurzfristiger Dämpfer, der den DAX-Konzern aber nicht aus der Bahn werfen wird. Es gibt gute Gründe, die auf Sicht für die SAP-Aktie sprechen.
Über den gesenkten Cloud-Ausblick und das übertroffene operative Ergebnis hat DER AKTIONÄR bereits berichtet. Europas größter Softwarehersteller hat auch im zweiten Quartal Schwächen in seinem erklärten Zukunftsgeschäft gezeigt.
Für die Delle im Cloudgeschäft macht Vorstand Christian Klein vor allem die schwache Konjunktur verantwortlich. Einige große Kunden aus dem öffentlichen Sektor hätten sich wegen anhaltender ökonomischer Unsicherheiten für eine Lizenz- statt für eine Cloudlösung entschieden, so der Konzernchef. „Sie entscheiden sich aber nicht gegen die Cloud, sie verschieben den Einstieg nur auf später. Einen Trend weg von der Cloud sieht Klein also nicht.
Hintergrund: Das Cloudgeschäft ist das erklärte Zukunftsgeschäft des DAX-Konzerns. Kunden, die SAP-Software cloudbasiert nutzen, zahlen einen geringeren Betrag über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren – bleiben aber dann oft länger Kunde, weil sie ohne Vertrag die Software nicht mehr nutzen können. Der Umsatz ist für SAP somit besser planbar als im Lizenzgeschäft, wo die Software für eine hohe Einmalzahlung verkauft wird.
Bei S/4-Hana läuft es dagegen weiter rund, immer mehr Kunden stellen auf die neue Version um. Der Auftragsbestand insgesamt ist nach wie vor hervorragend, auch für das zweite Halbjahr.
Zudem betonte der Konzernchef auch die Wachstumschancen durch Künstliche Intelligenz (KI). SAP sei mit seinen Daten aus der Geschäftswelt exzellent positioniert, um aus dem Trend Kapital zu schlagen. Dem Vernehmen nach können Kunden durch den Einsatz von KI zeitnah hohe Einsparungen erzielen. Klein sieht kein anderes deutsches Unternehmen besser positioniert als die Walldorfer Software-Schmiede.
Produkte mit integrierten KI-Lösungen sind im Schnitt rund 30 Prozent teurer als ohne und könne so den Umsatz antreiben. Der mögliche Gesamtmarkt für SAP-Produkte dürfte sich bis 2028 auf eine Billion US-Dollar verdoppeln.
DER AKTIONÄR hat den SAP Call im Vorfeld der Zahlen zum richtigen Zeitpunkt mit satten Gewinnen von über 100 Prozent aus dem Hebel-Depot verkauft. Die aktuellen Zahlen bremsen die zuletzt gut gelaufene Aktie aber kurzfristig aus. Der nun laufende Rücksetzer sorgt für eine neue Chance, mit dem richtigen Timing auf einem verbilligten Niveau wieder auf das DAX-Schwergewicht zu setzen. Ein Blick auf die ersten Analystenstimmen zeigt: Sie sehen SAP mittel- und langfristig weiter auf Kurs – wegen der Cloud und der KI. Dazu später mehr.