Im schwachen Marktumfeld zum Wochenstart führt die RWE-Aktie den DAX deutlich an. Der Versorger profitiert vom Platzen der Jamaika-Verhandlungen. Der schnelle Kohleausstieg, der von den Grünen gefordert wird, wird damit unwahrscheinlicher. Zudem beflügeln erneut Gerüchte um die Tochter Innogy.
Die FDP hat in der Nacht zum Montag bekannt gegeben, dass sie die Sondierungsgespräche mit CDU, CSU und Grünen beende. Eine Regierungsbeteiligung der Grünen steht damit wieder in Frage. Diese hatten gefordert, dass bis 2020 die 20 ältesten Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Bis 2030 sollte dann der komplette Kohleausstieg erfolgen. Bei RWE, dem größten Kohlendioxid-Emittenten Europas, hatten diese Pläne für große Unsicherheit gesorgt. Goldman Sachs hält die Reaktion an der Börse auf Kohlekraftwerksschließungen ohnehin für übertrieben, hat die Aktie auf die „Conviction Buy List“ gesetzt und das Kursziel von 26,50 auf 27,60 Euro angehoben.
Schwung bekamen die RWE-Aktien zudem von neuer Fantasie um die Ökostrom-Tochter Innogy. Der italienische Versorger Enel soll Interesse am Kauf eines Aktienpakets haben. Zwar ist Enel mit 38 Milliarden hoch verschuldet. Über die spanische Tochter Endesa könnte laut Insidern aber in einem ersten Schritt ein Drittel der Innogy-Anteile erworben werden. In einem zweiten Schritt könnte RWE dann ein weiteres Drittel der Anteile gegen eine Beteiligung an Enel im Zuge einer Kapitalerhöhung der Italiener einbringen.
Spekulative Chance
Das Platzen der Jamaika-Verhandlungen nimmt die Unsicherheit um einen Kohleausstieg aus dem Markt. Dank der Innogy-Fantasie, der Hoffnung auf steigende Strompreise und der möglichen Einführung eines Kapazitätsmarktes sind die Aussichten für RWE wieder gut. Auch die Zahlen sind zuletzt gut ausgefallen. DER AKTIONÄR bleibt optimistisch. Spekulative Anleger greifen zu.