Am Freitag zählen die Versorger erneut zu den stärksten Werten auf dem Kurszettel. Trotz der Milliardenverluste im vergangenen Jahr setzt auch die RWE-Aktie ihre Aufholjagd fort. Seit dem Zwischentief im Dezember hat der DAX-Titel gut 35 Prozent an Wert gewonnen. Offen bleibt, wie die Zukunft des Konzerns aussehen könnte.
Klar ist, dass es RWE mit dem Fokus auf die konventionellen Kraftwerke nicht leicht haben wird. Bereits heute benötigt der Konzern die Dividenden der Tochter Innogy, um die Finanzsorgen zu lindern. Aufgrund der neuen Situation in der Energiewelt grassiert am Markt seit einigen Wochen eine latente Übernahmefantasie. Obwohl hier zuletzt vor allem E.on und Innogy gehandelt wurden, werden auch für RWE verschiedene Szenarien durchgespielt.
Spannende Situation
So ist eine Übernahme von RWE durchaus möglich. Die hohen Schulden und die attraktive Tochter Innogy machen den DAX-Konzern zum Spekulationsobjekt. Bereits 2011 wurde eine Fusion mit dem spanischen Versorger Iberdrola geprüft, die nicht zustande kam. EdF aus Frankreich soll in der Vergangenheit ebenfalls interessiert gewesen sein. Zudem sind der finnische Fortum-Konzern und der tschechische Energiekonzern EPH auf der Suche nach geeigneten Übernahmezielen. Es gibt aber schwere Hindernisse: Zum einen halten die langfristig orientierten Kommunen nach wie vor rund 23 Prozent, zum anderen dürften die Atomkraftwerke ohne die Zustimmung der Bundesregierung kaum den Besitzer wechseln.
Die zweite Option ist eine Fusion mit Uniper. „Wir prüfen alle Optionen. Und alle heißt alle“, hatte RWE-Chef Rolf Maritn Schmitz die Gerüchte zuletzt selbst angeheizt. Bei den traditionellen Versorgern könnten durchaus Synergien gehoben werden. Der Abbau der Kapazitäten könnte so geordneter vonstatten gehen. Lediglich kartellrechtlich müsste der Zusammenschluss grünes Licht bekommen. Und dann stellt sich noch die Frage der Verbindlichkeiten.
Favorit Innogy
Das Karussell dreht sich. In der Energiebranche dürfte es zu weiteren Umwälzungen kommen. RWE muss seinen Platz in dieser neuen Welt noch finden. Ob dies gelingt, bleibt spannend. Welche Übernahmeszenarien sich in der Branche verwirklichen, ist derzeit ebenfalls schwer vorherzusagen. Anleger, die in den Energiesektor investieren wollen, sollten aber die dividendenstarke (aktuelle Rendite 4,7 Prozent) Tochter Innogy bevorzugen.