Gerüchte gab es schon länger, nun ist es offiziell: Die Rocket-Internet-Beteiligung HelloFresh bereitet ihren Börsengang vor. Für den Kochboxen-Anbieter ist es bereits der zweite Anlauf für den Sprung aufs Börsenparkett.
„Der Markt entwickelt sich in unserer Kategorie sehr dynamisch. Um hiervon bestmöglich zu profitieren, wollen wir mit dem IPO etwa 250 bis 300 Millionen Euro an Eigenkapital einwerben“, so HelloFresh-Finanzchef Christian Gärtner in einer Unternehmensmitteilung. Angestrebt sei eine Aufnahme im regulierten Marktsegment der Frankfurter Börse sowie die Zulassung zum Prime Standard. Berenberg, BNP Paribas, Deutsche Bank, J.P. Morgan und Morgan Stanley sollen den Börsengang begleiten.
„Der Börsengang ist für uns der nächste logische Schritt, um unser Geschäft weiter auszubauen, unsere Position als führender globaler Anbieter zu sichern und unsere langfristige Wachstumsstrategie mit Nachdruck fortzusetzen", sagt HelloFresh-Mitgründer und -CEO Dominik Richter. Ein konkretes Datum oder Angaben zur angestrebten Bewertung enthält die Mitteilung allerdings nicht. Bei der letzten Finanzierungsrunde lag die Bewertung bei zwei Milliarden Euro. Zuletzt war über ein IPO in der zweiten Oktoberhälfte spekuliert worden.
Neues strategisches Ziel: Mittelfristig profitabel
Konkreter wird das Unternehmen bei den mittelfristigen Finanzzielen: Während der Umsatz zwischen dem ersten Quartal 2014 und dem zweiten Quartal 2017 um das 26-Fache auf zuletzt 230 Millionen Euro gestiegen ist, schreibt HelloFresh derzeit noch rote Zahlen. Das soll sich ändern: Innerhalb der kommenden 15 Monate will das Unternehmen die Gewinnschwelle beim bereinigten EBITDA sowie eine bereinigte EBITDA-Marge von zwölf bis 15 Prozent erreichen.
Zweites Milliarden-IPO in diesem Jahr?
Für Rocket Internet – mit rund 53 Prozent größter Anteilseigner von HelloFresh – wäre es nach dem Börsengang von Delivery Hero Ende Juni bereits das zweite große Beteiligungs-IPO in diesem Jahr. Ob HelloFresh den Erfolg der Food-Delivery-Plattform nachahmen kann, ist indes fraglich und hängt maßgeblich von den Konditionen des Börsengangs ab. Dass der US-Konkurrent Blue Apron bei seinem Börsendebüt eine regelrechte Bauchlandung hingelegt hat, werten einige Börsianer als schlechtes Vorzeichen – auch wenn HelloFresh-CEO Richter erst kürzlich betonte, „in einer ganz anderen Liga“ zu spielen als Blue Apron.
Die Aktie von Rocket Internet reagiert am Dienstagmorgen mit einem Plus von 1,5 Prozent auf die Bestätigung der Börsenpläne von HelloFresh – ein solider Zuwachs, wenngleich Euphorie sicher anders aussieht. Während konkrete Details zu den Börsenplänen noch unklar sind, ist eines sicher: Einen erneuten Rückzieher in letzter Sekunde, wie beim ersten IPO-Anlauf vor zwei Jahren, sollte diesmal tunlichst vermeiden werden.
Aktie vor charttechnischem Ausbruch
Nachdem sich die Rocket-Aktie zuletzt weiter erholt hat, steht sie nun kurz vor dem Sprung aus dem Seitwärtstrend bei 22,20 Euro. Gelingt ein Ausbruch, können Anleger wieder einen Fuß in die Tür stellen und auf eine Fortsetzung der Erholung setzen. Da die letzte Turnaround-Spekulation unglücklich ausgestoppt wurde, sollten Anleger jedoch einen engen Stopp im Bereich der 200-Tage-Linie wählen.