Geht es nach vielen Analysten, so könnte Rivian im Jahr 2024 als einer der Gewinner aus dem E-Mobility-Segment hervorgehen. Und das trotz nachlassendem Wachstumstempo im Markt für Elektrofahrzeuge.
Rivian hat es geschafft, inmitten eines schwierigen Umfelds die Produktion hochzufahren und immer höhere Stückzahlen zu verkaufen. Ganz im Gegensatz zu vielen Konkurrenten im EV-Segment, die noch immer mit dem Hochlauf der Produktion zu kämpfen haben und zudem immer wieder den Kapitalmarkt anzapfen müssen, um die dafür notwendigen Geldmittel aufzutreiben. Nicht ohne Grund sehen große Investmenthäuser, von Goldman Sachs bis Morgan Stanley, den Hersteller von elektrischen Liefer-Vans Rivian, als extrem gut positioniert.
Rivian meldete für das dritte Quartal Gewinne und Einnahmen, die die Erwartungen der Analysten übertrafen. Tesla, General Motors und Ford haben dagegen den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten für Elektrofahrzeuge verlangsamt und begründeten dies mit dem erhöhten wirtschaftlichen Druck auf der Verbraucherseite.
"Bei Rivian treibt die Markenbegeisterung die Nachfrage an und führt zu einer verbesserten Fahrzeugproduktion in Bezug auf Umfang und Effizienz die Schlüsselvariablen, wobei die Endnachfrage der ausschlaggebende Faktor für das Vertrauen der Anleger in das Produktionswachstum und die Effizienzsteigerung ist", schreibt Needham-Analyst Chris Pierce in seiner neuesten Studie. Sein Kursziel für die Aktie lautet 25 Dollar.
Wells Fargo-Analyst Colin Langan dagegen hat seine Einstufung für die Rivian-Aktie auf "Equal Weight" belassen. Die Aussichten für die Aktie seien eher "trübe". Sein Kursziel lautet 24 Dollar.
"Rivian muss beweisen, dass es den Kundenstamm akquirieren und gleichzeitig die Werbekosten niedrig halten kann", so Langan. "Da der Rückenwind bei der Skalierung nachlässt, erwarten wir, dass der Break-even im Jahr 2024 angesichts der erforderlichen großen Kosteneinsparungen schwierig sein wird."
Das nächste Jahr bleibe kritisch für Rivian, so Langan und wies darauf hin, dass steigende Investitionen im Jahr 2024 ein Risiko darstellen, nachdem Rivian seine Investitionsprognose von 1,7 Milliarden Dollar auf etwa 1,1 Milliarden Dollar gesenkt hatte.
Für die Experten der UBS besteht dagegen eine geringere Wahrscheinlichkeit einer zusätzlichen Kapitalerhöhung im nächsten Jahr. Die nächste Kapitalbeschaffung sollte erst 2025 erfolgen. Das Kursziel der UBS-Experten lautet 26 Dollar.
Die Produkte sind hipp, stylisch und kommen bei den Verbrauchern an. Neben den Liefervans für Amazon produziert das Team um CEO Robert Scaringe den Elektro-Pick-up R1T und den SUV R1S. „Wir glauben, dass Rivian eines der wenigen EV-Unternehmen sein könnte, welches die über die kritische Masse an Kapital und Technologie verfügt die notwendig ist, um in der schwierigen EV-Branche in Zukunft erfolgreich zu sein“, so Analyst George Gianarikas von Cannacord.
Insgesamt hat Amazon bereits mehr als 5.000 Lieferwagen von Rivian in mehr als 800 Städten in den USA im Einsatz. Der Onlineversandhändler ist der wichtigste Auftraggeber von Rivian und gleichzeitig mit einer Beteiligung von 17 Prozent auch größter Aktionär.
Rivian arbeitet bereits an einer neuen Baureihe. Die Produktion soll laut Finanzchefin Claire Rauh McDonough 2025/2026 beginnen. Schon 2026 sollen 200.000 der neuen Modelle vom Band rollen. Zur Einordnung: Für die aktuellen Elektroautos soll die Fertigung bis 2026 auf 85.000 Exemplare ausgebaut werden.
Kann Rivian weiter liefern, sprich die Produktion hochfahren, hat die Aktie auf Sicht deutliches Potenzial. Die Modelle sind gut, die Nische im EV-Segment ist lukrativ. Die Bewertung ist nach wie vor sportlich. Ein KUV von knapp 4 für 2024 ist allerdings vertretbar.