An Ambitionen mangelte es Robert Scaringe noch nie. Am Donnerstag überraschte der CEO und Gründer des E-Autobauers Rivian mit einer Prognose, die geradezu fantastisch anmutet: Bis 2030 soll sein Unternehmen einen zweistelligen Marktanteil bei Elektrofahrzeugen erreichen. Die Aktie legte daraufhin kräftig zu.
Auf einer Veranstaltung des Research-Unternehmens Wolfe Research sagte Scaringe, sein Unternehmen baue ein Portfolio auf, mit dem es möglich sei, bis 2030 „auf einen Marktanteil von zehn Prozent im Bereich der Elektrofahrzeuge hinzuarbeiten“.
Das in seinen Berechnungen eher konservative Stated Policies Scenario der Internationalen Energieagentur geht bis 2030 von weltweit 145 Millionen E-Autos aus. Dementsprechend müsste Rivian in den nächsten acht Jahren 14,5 Millionen Fahrzeuge bauen.
Aktuell produziert das Unternehmen rund 200 Autos pro Woche. Ab 2023 soll das Werk in Illinois dann 150.000 Fahrzeuge pro Jahr ausstoßen und die Kapazität anschließen auf 200.000 ausgebaut werden. Außerdem plant Rivian ein zweites Werk in Georgia, das eine Kapazität von 400.000 Autos jährlich hat. Von 2024 an sollen dort die ersten SUVs und Pickups vom Band laufen.
Selbst im Falle eines reibungslosen Hochfahrens der Produktion und ohne Verzögerungen aufgrund von Chipmangel oder anderen Lieferkettenstörungen, käme Rivian damit bis 2030 auf kaum mehr als vier Millionen Fahrzeuge, was einem Marktanteil von etwa drei Prozent entspräche.
Will das Unternehmen die von Scaringe skizzierten zehn Prozent nur annähernd erreichen, muss es weiterer teure Werke bauen. Für die Fertigung in Georgia plant Rivian laut eigenen Angaben Investitionen in Höhe von fünf Milliarden Dollar.
An der Börse wurden die Äußerungen des CEO dennoch mit Wohlwollen aufgenommen. Die Rivian-Aktie legte am Donnerstag fast elf Prozent zu. Am Freitagvormittag steht sie vorbörslich allerdings wieder mehr als zwei Prozent im Minus.
Nach den erheblichen Kursverlusten arbeitet die Rivian-Aktie die letzten Wochen an einer Bodenbildung. Wichtiger noch als fantastische Langfristziele des CEOs werden die Quartalszahlen sein, die das Unternehmen am 10. März vorlegen will. Bleiben diese hinter den Erwartungen zurück, dürfte schnell wieder das Allzeittief bei 50 Dollar in Sichtweite kommen. Für den AKTIONÄR ist Rivian derzeit kein Kauf.