Regierungskrisen und die Auflösung des Parlaments sind in Italien nichts ungewöhnliches. Im Schnitt alle zweieinhalb Jahre wechselt die Führung seit dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings sorgt das natürlich jedes Mal für Unsicherheit an den Börsen und speziell bei den Banken. Betroffen davon ist auch die Intesa Sanpaolo, die größte Bank Italiens. Der Titel ist seit Wochen im Abwärtstrend.
Grundsätzlich ist die Intesa gut aufgestellt und hat die Coronakrise bisher solide gemeistert. Nach der Finanzkrise waren faule Kredite ein großes Problem, doch in den darauffolgenden Jahren gelang eine signifikante Reduzierung. Nun besteht die Gefahr, dass die Problemdarlehen wieder stark zunehmen. Zudem hängt die Entwicklung der Aktie prinzipiell von der weiteren Konjunkturentwicklung in Italien und Europa ab. Eine Erholung im Frühjahr wäre positiv zu werten.
Aktuell keine Dividende
Vor der Pandemie war die Intesa Sanpaolo ein starker Dividendenzahler. Doch die EZB hat die Ausschüttungen für Eurozonenbanken weiter eingeschränkt. Zwar könnte die italienische Bank für 2020 eine Dividende zahlen, aber ob es dazu kommt, ist aktuell unklar. Das hat zusätzlich in den letzten Wochen auf dem Kurs gelastet.
Klare Unterbewertung
Trotzdem ist der Großteil der Analysten positiv gestimmt. Von den 29 Experten, die die Aktie covern, würden jetzt 22 zugreifen. Sieben raten zum Halten und keiner würde verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt derzeit bei 2,22 Euro und damit rund ein Viertel über dem aktuellen Kurs. Zudem ist die Aktie fundamental unterbewertet. Das für 2021 erwartete KGV beträgt 9 und ist damit wesentlich niedriger als der geschätzte Branchendurchschnitt von 13.
Die Branchenkonsolidierung in Italien läuft. Die Intesa Sanpaolo hat schon bei der Ubi Bank zugegriffen, die Übernahme soll Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Nicht auszuschließen sind weitere strategische Zukäufe. Auch Dividendenzahlungen könnten spätestens im dritten Quartal wieder aufgenommen werden. Das Kursziel des AKTIONR liegt bei 2,50 Euro, der Stopp wurde bei 1,60 Euro platziert. Risikobereite Anleger können noch mit kleinen Positionen einsteigen. Wichtig wäre jedoch, dass die 100-Tage-Linie bei 1,77 Euro hält.