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Foto: Pyrum
04.08.2023 Thorsten Küfner

Pyrum-CEO Klein: „Endlich alle Puzzleteile zusammen“

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PYRUM INNOVATIONS AG NAMENS-AKTIEN O.N.

Pyrum, der Spezialist für das ökologisch und ökonomisch sinnvolle Recycling von Altreifen, ist aktuell eine der spannendsten Aktien in Deutschland. DER AKTIONÄR sprach daher mit dem Vorstandschef Pascal Klein über die aktuelle Entwicklung und die ambitionierten Pläne des Unternehmens aus dem Saarland. 

Pyrum
Pascal Klein (in der Mitte) gründete Pyrum im Jahre 2008 und ist CEO des Recycling-Spezialisten.

Sehr geehrter Herr Klein, wie zufrieden sind Sie mit der operativen Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr?

Eigentlich sehr zufrieden. Ich bin zwar nie 100-prozentig zufrieden (Perfektionist), aber wir haben einige sehr wichtige Meilensteine erreicht, zuvorderst die ersten Lieferungen mit rCB an Schwalbe und Continental sowie der Beginn der Inbetriebnahme unserer Recyclinganlangen 2 und 3 an unserem Standort in Dillingen. Hier rechnen wir aktuell damit, im August/September das erste Öl aus den beiden neuen Linien zu gewinnen. Nach vollständiger Inbetriebnahme, voraussichtlich im vierten Quartal, verdreifachen wir nach und nach unsere Kapazitäten mit den beiden neuen Reaktoren. Aber auch unser erstes ESG-Rating von imug, dass wir im April mit „sehr gut“ bestanden haben, die geschlossenen Verträge für unser neues Werk in Homburg, wo voraussichtlich noch im Jahr 2023 die Bauarbeiten beginnen können, oder kürzlich die Vorstellung des „Green Marathon“ von Schwalbe, der weltweit erste Fahrradreifen aus recycelten Reifen, sind wichtige Meilensteine, die uns sehr stolz machen. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass es bei uns im ersten Halbjahr nicht gerade langweilig zuging. Auch wenn ich mich wiederhole, aber es ist wirklich zu wichtig, wir haben es im ersten Halbjahr 2023 zum aller ersten Mal geschafft alle Endprodukte aus unserem Recyclingverfahren zu verkaufen und haben somit komplett neue Märkte für Pyrolyseöl und jetzt auch für Recyclingruß erschaffen. Diese Märkte und Produkte aus diesen Rohstoffen gab es vorher, schlicht und ergreifend, nicht. Wir haben nun endlich alle Puzzleteile zusammen, um ein Werk nach dem anderen zu bauen.

In welcher Form würden Sie sich manchmal Rückenwind von politischer Seite wünschen, um das Thema Recycling allgemein oder speziell Recycling von Altreifen noch schneller voranzubringen?

Wir bekommen ja ein wenig Unterstützung aus der Politik, aber sicherlich nicht so viel wie uns lieb wäre. Die Politik konzentriert sich immer nur auf die öffentlichkeitswirksamsten Probleme und da gehören wir aktuell mit Altreifen anscheinend nicht dazu. Obwohl das eigentlich falsch ist, weil wir aus Altreifen Energie und Rohstoffe erzeugen, die wir alle im täglichen Leben brauchen. Viele Bürger wissen gar nicht das 60 Prozent aller industriellen Russe in Europa aus Russland kamen und diese Mengen fehlen nun. Ohne Russ gibt es weniger Kunststoffe, kein Gummi, keine Reifen und auch keine Pigmente für Farben oder Druckerschwärze. Und wenn wir irgendwann keine Reifen mehr bekommen und keine LKWs mehr fahren können, dann haben wir ganz andere Probleme, die daraus entstehen. Das Problem wird uns in den kommenden Jahren einholen und weitere immense Preissteigerungen mit sich bringen. Was ich daran sehr traurig finde ist, dass wir jetzt nicht darauf reagieren, sondern erst in zwei Jahren, wenn die Knappheit bei den Bürgern angekommen ist und dann ist es zu spät. Leider findet das alles politisch zu wenig Gehör oder wird von Alltagsproblemen übertönt. Fakt ist, und das sollte gerade unsere grüne Politik interessieren, wir brauchen nicht nur grüne, erneuerbare und bezahlbare Energie sondern auch grüne, erneuerbare und bezahlbare Rohstoffe und diese Rohstoffen stecken nun mal zum Großteil in unseren Abfällen! Die Ironie dabei ist, dass wir technologisch in der Lage sind, diese Rohstoffe zurückzugewinnen, es aber nicht oder nur in zu geringem Umfang können. Und was brauchen wir dazu von der Politik? Eigentlich gar nicht viel, nur den Zugang zu bezahlbaren Finanzierungen und Sicherheiten, damit die Werke, welche die erneuerbaren Rohstoffe aus Abfällen erzeugen, auch gebaut werden können. Die aktuelle Zinspolitik erschwert überproportional die Erschaffung von neuen Werken und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Wir müssen jetzt in unsere Zukunft investieren!

Im Q3 wollen Sie erstes Pyrolyseöl an Partner und Anteilseigner BASF liefern. Welche anderen wichtigen Projekte stehen in diesem Quartal noch an?

Genau. Der Plan ist, wie gesagt, dass wir noch in diesem Quartal das erste Öl aus unseren neuen Linien 2 und 3 an unsere Partner liefern. Aus unserer ersten Linie in Dillingen liefern wir bereits seit Mai 2020 Pyrolyseöl an BASF und im Q1 2023 Recyclingruss an Schwalbe und Continental. Daraus gewinnt BASF dann wiederum neuwertigen Kunststoff, aus dem seit letztem Jahr beispielsweise erste Bügeltürgriffe für Serienmodelle bei Mercedes-Benz gebaut wurden. Also die Inbetriebnahme der Linien 2 und 3 in Dillingen, das Genehmigungsverfahren an unserem neuen Standort in Homburg und die Planung von diversen Kundenanlagen, wie etwa die Werke mit SUEZ in England oder Unitank in Deutschland sind die aktuell wichtigsten Projekte, über die wir offen sprechen dürfen. Natürlich arbeiten wir auch an weiteren Projekten, über die wir aber leider noch nicht sprechen dürfen.

Und auf welche weiteren Meilensteine können die Aktionäre von Pyrum in diesem und im nächsten Jahr noch hoffen?

Unser oberstes Ziel ist es, unsere einzigartige Technologie jetzt „auf die Straße“ zu bekommen. Das heißt, wir wollen den Startschuss für den Bau weiterer Pyrolyseanlagen geben, um die hohe Nachfrage nach unseren Produkten bedienen zu können. Hier ist aktuell das geplante Werk in Homburg sicherlich am weitesten, wo wir dank der engen Zusammenarbeit mit der Stadt voraussichtlich Ende des Jahres mit den Bauarbeiten beginnen können. Parallel dazu planen wir derzeit zahlreiche weitere Werke, unter anderem mit unseren Partnern Suez in Großbritannien, Polyfuels in Skandinavien und Unitank in Deutschland. Bei unserem bereits gegründeten Joint Venture, der Revalit GmbH, prüfen wir aktuell geeignete Standorte, ebenfalls in Deutschland. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere, sehr vielversprechende Projekte und wir sind uns sicher, diesbezüglich zeitnah Neuigkeiten vermelden zu können.


PYRUM INNOVATIONS AG NAMENS-AKTIEN O.N. (WKN: A2G8ZX)

Pyrum ist derzeit an der Börse zwar durchaus ambitioniert bewertet. Das Unternehmen verfügt aber über die Technologie, um zu einer Art "Eierlegenden Wollmilchsau" zu werden, da man im Produktionsprozess an sehr vielen Stellen verdient (siehe Grafik, überall dort, wo ein Euro-Zeichen erscheint). Pyrum kommt operativ sehr gut voran. Die Aussichten für die innovative Gesellschaft sind angesichts der Altreifen-Problematik nach wie vor sehr gut. Mutige, langfristig orientierte Anleger können daher beim AKTIONÄR-Tipp weiterhin zugreifen. Wichtig dabei: Ein auf 33,00 Euro nachgezogener Stoppkurs sollte das Investment nach unten absichern.

Pyrum
Pyrum-Produktionsprozess

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