Bei Prosus gibt es heute eine ganze Reihe an Nachrichten, die der Aktie der Internet-Holding einen kräftigen Kurssprung von zuletzt über 19 Prozent bescheren. Insbesondere ein neues unbefristetes Aktienrückkaufprogramm löste bei den Anlegern Begeisterung aus, obwohl dafür unter anderem Tencent-Aktien verkauft werden müssen
Prosus will mit dem weiteren Rückkauf eigener Aktien sowie Anteilen der Mutter Naspers den Abschlag des Börsenwerts zur Bewertung der Beteiligungen verringern. Der Aktienrückkauf soll über den Verkauf von weiteren Anteilen an dem chinesischen Internetkonzern Tencent finanziert werden und so lange laufen, bis der Bewertungsabschlag nicht mehr signifikant ist. Der Konzern will die Tencent-Aktien möglichst marktschonend platzieren, hieß es am Montag.
Darüber hinaus werden Anteile von JD.com verkauft, die Prosus aufgrund der Beteiligung von Tencent an dem E-Commerce-Unternehmen zugefallen sind. Es handelt sich dabei um rund 132 Millionen Aktien mit einem Wert von 3,94 Milliarden Dollar zum Ende des Geschäftsjahres 2021/22(bis Ende März).
Alles eine Frage der Bewertung
Trotz der deutlichen Kursgewinne am Montag sackte der Börsenwert von Prosus im vergangenen Jahr um rund ein Viertel auf etwas mehr als 124 Milliarden Euro ab. Den Nettowert aller Beteiligungen bezifferte das Unternehmen dagegen zuletzt auf rund 175 Milliarden Euro.
Prosus ist insgesamt an 80 Internetunternehmen beteiligt. Der größte Anteil davon entfällt mit umgerechnet knapp 130 Milliarden Euro auf das 29-prozentige Paket an Tencent, dessen Aktienkurs nach der Ankündigung von Prosus um rund zwei Prozent fiel. Der Konzern ist auch zu 27 Prozent an Delivery Hero beteiligt.
Ergebnis veröffentlicht
Prosus veröffentlichte am Montag auch das Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr. Hier trieb bereits der Verkauf eines Paketes an Tencent-Aktien in der ersten Jahreshälfte das Ergebnis nach oben. Der Gewinn belief sich in den zwölf Monaten bis Ende März auf knapp 19 Milliarden Dollar nach 7,4 Milliarden Dollar das Jahr davor. Der Umsatz des Konzerns legte um rund ein Viertel auf 36 Milliarden Dollar zu. Der operative Gewinn ging hingegen um sechs Prozent auf fünf Milliarden Dollar zurück.
Der Jefferies-Experte Sebastian Patulea glaubt, dass die Aktienrückkäufe ebenso gut ankommen wie die Tatsache, dass bisherige Haltefristen für die Papiere der Kernbeteiligung Tencent ab sofort nicht mehr gültig sind. Die allgemeinen Schwierigkeiten bei Internet-Titeln und das China-Risiko durch Tencent macht die Prosus-Aktie jedoch zu riskant im aktuellen Marktumfeld. Anleger bleiben an der Seitenlinie.
Mit Material von dpaAFX.