Die Palantir-Aktie bleibt auch am zweiten Tag nach den Zahlen unter Druck. Mit US-Handelsstart fiel die Aktie zeitweise rund 10 Prozent bis auf 15,10 Dollar. DER AKTIONÄR hatte bereits gestern geschrieben: „Kurzfristig geht die Tendenz eher in Richtung Korrektur.“ Dabei hat sich Palantir-Chef Alex Karp in einem Brief an die Aktionäre optimistisch wie immer gezeigt.
„Nie war die Chance bedeutsamer als jene, der wir dieser Tage begegnen“, leitet Karp sein Schreiben ein. Dann erwähnt er AIP, eine neue Plattform für Künstliche Intelligenz, die das Trendthema LLMs besetzt (Large Language Models – ein Begriff, der vor allem durch ChatGPT bekannt wurde). Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei wohl um eine Plattform, die die Nutzung vorhandener Datenanalyse-Plattformen so intuitiv machen könnte, wie ChatGPT funktioniert.
Karp schreibt: „Die Plattform hat bereits Nutzer in über einhundert Organisationen. Unter ihnen befinden sich einige der größten Unternehmen der Welt, die in den Sektoren Gesundheitswesen, Finanzen, Automobil und Energie engagiert sind.“ Die Nachfrage nach AIP sei „mit nicht zu vergleichen, was wir in den vergangenen zwanzig Jahren erlebt haben“. Derzeit führe Palantir „Gespräche mit mehr als dreihundert weiteren Unternehmen“. Karp weiter: „Wir haben die Integrationsplattform entwickelt, die sie brauchen. Die Resonanz, die wir nur wenige Monate nach ihrer Veröffentlichung feststellen, ist für unser Unternehmen ein Wendepunkt.“
Klingt super, oder? Palantir-Kenner wissen jedoch, dass Karp praktisch traditionell sehr selbstbewusste Aussagen tätigt (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende). Bereits im April sprach er in Bezug auf KI von einer deutlichen Beschleunigung der Nachfrage. Im Februar sagte er: „Palantir wächst wie Unkraut.“ Solche Aussagen wecken Erwartungen. Erwartungen, mit denen das Wachstum bislang nicht ganz Schritt halten kann. Dementsprechend kommt es nicht ganz überraschend, dass die Palantir-Aktie nach einem starken Lauf nun korrigiert.
Es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits darf schon aufgrund von AIP und Karps Äußerungen zur Nachfrage bezüglich der Plattform mit weiterem Wachstum gerechnet werden. Andererseits stellt sich die Frage: Wenn sich ein Teil des Erfolgs mit der neuen Palantir-Plattform bereits in den aktuellen Zahlen spiegelt, wie schwach wäre dann das ohnehin nicht besonders hervorragende Wachstum erst ohne AIP ausgefallen? Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Analysten-Reaktionen nach den Zahlen zwar nicht negativ, aber trotzdem eher verhalten ausgefallen sind und die Aktie nach ihrem starken Lauf erst mal korrigiert. Investierte Anleger können dabeibleiben, beachten aber den im Heft kommunizierten Stopp.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Palantir Technologies.