Am Ölmarkt haben sich die starken Preisschwankungen vor Spitzentreffen der Nato und der EU mit US-Präsident Joe Biden fortgesetzt. Bei den Gesprächen am Donnerstag in Brüssel sollen neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland diskutiert werden. Dabei geht es unter anderem um die Frage möglicher Importverbote von russischem Rohöl.
Nachdem die Ölpreise am Dienstag noch deutlich gefallen waren, legten sie bis zum Mittwochmittag wieder kräftig zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 118,69 US-Dollar. Das waren 3,21 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 2,73 Dollar auf 112,00 Dollar. Seit Beginn der Woche wurden die Ölpreise durch Spekulationen über neue Sanktionen gegen Russland bewegt, die auch den Ölhandel betreffen könnten.
Schon jetzt haben viele Länder Russland, das einer der größten Erdölförderer der Welt ist, mit scharfen Sanktionen belegt. Die USA haben darüber hinaus entschieden, kein russisches Öl mehr importieren zu wollen, Großbritannien hat das Ziel für das Jahresende ausgerufen. In der Europäischen Union (EU) scheint sich hingegen kein Einfuhrverbot abzuzeichnen, da einige Länder wie Deutschland dagegen sind.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Mittwoch in einer Rede vor dem Bundestag erneut bekräftigt, dass er kurzfristig keine Möglichkeit sehe, auf Energielieferungen aus Russland zu verzichten. Deutschland wolle zwar langfristig seine Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle aus Russland beenden, sagte Scholz. "Das aber von einem Tag auf den anderen zu tun, hieße, unser Land und ganz Europa in eine Rezession zu stürzen", warnte er.
Mit den anziehenden Ölpreisen steigen auch wieder die Aktien der großen Ölkonzerne. Shell gewinnt auf der Handelsplattform Tradegate fast drei Prozent auf 24,83 Euro. Damit befindet sich das Papier nur noch ganz knapp unter dem bisherigen Jahreshoch. Ein Ausbruch nach oben würde ein positives Chartsignal bedeuten. Anleger lassen die Gewinne weiter mit einem Stopp bei 17,70 Euro laufen.