Die Ankündigung von Warren Buffett, mit seinem Investmentfonds Berkshire Hathaway mit 4,1 Milliarden Dollar bei Taiwan Semiconductor einzusteigen, hat diese Woche für einen Kurssprung gesorgt: Die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company-Aktie, kurz TSMC, die an der Börse Frankfurt als ADR gehandelt wird, machte einen Satz nach oben auf 78 Euro. Ende Oktober waren es noch 60 Euro.
"Buffetts Strategie ist, günstig zu kaufen, daher hat das für viel Aufmerksamkeit gesorgt", erklärt Marc Richter von der Baader Bank. "Außerdem ist Buffett im Tech-Bereich ansonsten kaum unterwegs."
Auch für andere Halbleiteraktien ging es nach oben. Noch gehört die Branche allerdings zu den Schlusslichtern in diesem Jahr. Um 41 Prozent ist der Branchenindex MSCI World Semiconductors and Semiconductor Equipment-Index bis Ende Oktober gefallen, beim marktbreiten MSCI World waren es nur minus 20 Prozent. Der Sektor gilt als extrem volatil und konjunkturabhängig – und der Wirtschaftsabschwung infolge des Ukraine-Kriegs lässt die Chipnachfrage sinken.
Auf Dreijahressicht hat der Branchenindex mit Schwergewichten wie Nvidia, ASML, Broadcom, Intel und AMD mit 14 Prozent im Jahr allerdings immer noch die Nase vorn gegenüber dem marktbreiten Index mit 6 Prozent. Das liegt unter anderem an Corona. Während der Pandemie gehörten Halbleiterwerte zu den großen Gewinnern. Die Nachfrage nach Computern, Tablets, Servern und Unterhaltungselektronik stieg rasant, und damit die Nachfrage nach Halbleitern. Doch längst machen der Branche Lieferkettenprobleme, Engpässe bei einigen Rohstoffen und höhere Produktionskosten zu schaffen, nun kommt noch der Abschwung dazu. "AMD, TSMC, Broadcom, Intel – man kann die Kurse übereinanderlegen, alle sind gleichermaßen gefallen", stellt Michael Arras von Oddo BHF fest.
Zuletzt ging es aber eben wieder aufwärts. So kostete die Aktie des kalifornischen Halbleiterherstellers Advanced Micro Devices, kurz AMD, an der Börse Frankfurt im Tief Ende Oktober weniger als 57 Euro, jetzt sind es 71 Euro. Die Aktie des US-Spezialisten für integrierte Schaltkreise Broadcom verteuerte sich von 433 auf 491 Euro, die des US-Halbleiterhersteller Intel immerhin von 25 auf 29 Euro. "Es ist wieder Fantasie in den Kursen", bemerkt Arras.
Deutlich erholen konnte sich auch Nvidia. Der kalifornische Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für PCs, Server und Spielkonsolen hat am Mittwoch seine Quartalszahlen bekannt geben: Der Umsatz ging im dritten Quartal zwar um 17 Prozent zurück, der Gewinn sogar um 72 Prozent. Analysten hatten allerdings noch schwächere Zahlen erwartet.
"Die Abschwächung war schon eingepreist", bemerkt Richter. Zudem sei das Unternehmen hochprofitabel und erwirtschafte einen Milliardenüberschuss. Nach 266 Euro zu Jahresbeginn und 113 Euro im Tief wird die Aktie aktuell wieder zu 158 Euro gehandelt. "Wir sehen gerade unter Privatanlegern viele kleine Käufe", berichtet der Händler von der Baader Bank.
Die Branche ist langfristig äußerst aussichtsreich. Noch ist die Krise aber nicht überwunden. AMD und Intel gehören auf die Watchlist. Bei Nvidia kann man durchaus jetzt schon zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.