Klimaschutz ist ein Trendthema. Damit Erneuerbare Energien die konventionellen Methoden wie Kohle- oder Atomstrom vollständig ersetzen können, ist vor allem die Windkraft gefragt. Hohe Auftragszahlen zeigen, dass die Branche boomt. Die Aktien von Turbinenbauern wie Nordex oder Vestas spiegeln die starke Entwicklung wider. Doch Anleger sollten differenzieren.
Die Größe
Vestas ist klarer Marktführer. Bei Onshore-Anlagen kamen die Dänen 2018 auf einen Marktanteil von 22 Prozent. Nordex dagegen kam lediglich auf 5,4 Prozent.
Die Auftragsentwicklung
Beide Turbinenbauer konnten sich zuletzt über eine starke Auftragslage freuen. Im zweiten Quartal hat Nordex den Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt – auf gut zwei Gigawatt. Vestas steigerte die Neuaufträge immerhin um 21 Prozent auf ein Volumen von 4,6 Gigawatt.
Die Kursentwicklung
In den vergangenen Monaten hat Nordex den dänischen Rivalen outperformt. 69 Prozent hat der SDAX-Titel seit Jahresbeginn zugelegt, Vestas kommt lediglich auf ein Plus von 19 Prozent. Das liegt allerdings auch daran, dass der Absturz bei Nordex zuvor dramatischer ausfiel. Zum Vergleich: Seit Anfang 2017 hat die Vestas-Aktie 28 Prozent zugelegt, Nordex notiert noch immer 37 Prozent tiefer.
Die Marge
Großes Nachholpotenzial hat Nordex bei der Marge – wobei sich hier auch von einem Margenproblem sprechen lässt. Während bei Vestas in diesem Jahr eine EBITDA-Marge von 13,0 Prozent erwartet wird, rechnen die Experten bei Nordex lediglich mit 4,3 Prozent. Hinzu kommt: Unter dem Strich sind die Dänen mit einer Nettomarge von voraussichtlich 6,6 Prozent hochprofitabel. Nordex dagegen dürfte auch 2019 erneut rote Zahlen schreiben – erst im kommenden Jahr könnte die Trendwende gelingen.
Die Bilanz
Nachdem der kleinere Wettbewerber Senvion Anfang des Jahres trotz hohem Auftragsvolumen eine spektakuläre Pleite aufs Parkett gelegt hat, lohnt sich auch ein Blick in die Bilanz. Nordex droht trotz der roten Zahlen aktuell aber kein ähnliches Schicksal. Mit 546 Millionen Euro an liquiden Mitteln, einer Verschuldungsquote von 29,7 Prozent und einer Eigenkapitalquote von knapp 20 Prozent ist die Bilanz solide.
Noch deutlich stärker sehen die Bücher allerdings bei Vestas aus. Die Dänen weisen 2,50 Milliarden Euro an liquiden Mitteln aus und verfügen sogar über ein Nettocash von rund zwei Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 25 Prozent.
Favorit Vestas
Betrachtet man die einzelnen Faktoren, hat Vestas die Nase vorn. Auch DER AKTIONÄR favorisiert bereits seit Langem den Weltmarktführer. Allerdings können spekulative Anleger auch weiter auf Nordex setzen. Bekommt der Konzern das Margenproblem in den Griff, ist der Hebel auf die SDAX-Aktie in der boomenden Windbranche höher.