Der Streaming-Gigant Netflix hat heute nach Schließung der US-Börsen seine Geschäftszahlen zum abgelaufenen ersten Quartal präsentiert und dabei bei den Abo-Zahlen und der Prognose enttäuscht. Lediglich beim Gewinn konnte Netflix überzeugen. Die Anleger reagieren geschockt - die Aktie stürzt um über 25 Prozent ab.
Die Umsätze blieben mit 7,87 Milliarden Dollar hinter den Erwartungen der Wall-Street-Experten zurück, welche 7,93 Milliarden Dollar auf ihren Zetteln stehen hatten. Dafür erzielte Netflix einen Gewinn pro Aktie von 3,53 Dollar. Erwartet wurden lediglich 2,89 Dollar.
Für die zunehmende Profitabilität des Unternehmens spricht auch die Tatsache, dass es im ersten Quartal wieder einen positiven freien Cashflow von 802 Millionen Dollar erwirtschaftete, nachdem dieser in den drei Quartalen zuvor noch negativ war.
Abo-Wachstum rückläufig
Die alles entscheidende Kennzahl war auch diesmal das Abo-Wachstum. Statt den erwarteten 2,73 Millionen neuen Abonnenten, verzeichnete Netflix einen Verlust von 200.000 Kunden. Netflix selbst prognostizierte im Rahmen des Q4-Berichts noch einen Neukundenzuwachs um 2,5 Millionen.
Ein Grund für die enttäuschenden Abo-Zahlen war laut dem Unternehmen sein Rückzug aus dem Russland-Geschäft, wo es über 700.000 Kunden verlor. Außerhalb von Russland kamen insgesamt 500.000 neue Kunden dazu, was in der Summe einem Kundenverlust von 200.000 entspricht.
Um seine Marktführerschaft zu sichern, will Netflix weiterhin in qualitativ hochwertigen Content investieren. Daher hat es zuletzt seine Mitgliedschaftspreise erhöht. Die Preiserhöhung habe aber kurzfristig zusätzlich zum Kundenschwund beigetragen.
Auch die Prognose ernüchternd
Enttäuscht zeigten sich die Anleger auch von der Prognose des Streaming-Riesen. Für Q2 2022 geht Netflix von einem Verlust von zwei Millionen Nettokunden auf 291,64 Millionen aus. Der Umsatz soll ähnlich wie im Q1 um rund zehn Prozent auf 8,05 Milliarden Dollar zulegen. Das liegt nur leicht unter den erwarteten 8,23 Milliarden Dollar.
Hier geht es zu den Q1-Zahlen von Netflix
DER AKTIONÄR hat im Rahmen seines Ausblicks bereits von einer möglichen Enttäuschung bei den Abo-Zahlen gewarnt. Zeitgleich ging der AKTIONÄR von einer zunehmenden Profitabilität des Streaming-Anbieters aus, auch diese Einschätzung hat sich nun bestätigt.
Angesichts der sich anbahnenden Rezession in den USA und des ansteigenden Wettbewerbs ist kurzfristig in Sachen Abo-Wachstum keine Besserung in Sichtweite. Langfristig bieten die neuen Initiativen von Netflix noch reichlich Potenzial. Mehr dazu lesen Sie hier.
Bevor dieses Potenzial gehoben wird, könnten jedoch noch einige Monate vergehen. Bis dahin dürfte sich das Anlegersentiment kaum bessern. Daher sollten Neueinsteiger vorerst abwarten. Langfristanleger beachten den Stopp bei 240 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix.