Mit den Zahlen zum dritten Quartal hatte Netflix die Anleger wieder versöhnt. Doch die Kursgewinne sind schon wieder verraucht, die Jahrestiefs sind in Reichweite. Der Grund ist die Angst vor dem Knallhart-Wettbewerb. Konkurrent Walt Disney zeigt mit seiner neuesten Aktion, wie ernst es dem Konzern im "Stream War" ist.
Noch zwei Wochen, dann startet Disney in den USA seinen von den Fans sehnsüchtig erwarteten Streamingdienst Disney+. Die Erwartungen sind groß, hat der Konzern an dem Angebot doch etliche Monate gefeilt. Auf Youtube bekommt man bereits einen Eindruck des Dienstes. Der Trailer dauert exakt 3 Stunden und 18 Minuten.
Im Kampf gegen Netflix setzt Disney nicht nur auf etliche Serien und Filme, sondern auch auf eine clevere Kooperation. Kunden von Verizon Wireless unlimited, knapp 50 Millionen an der Zahl, können Disney+ ein Jahr kostenlos sehen.
Damit würde Disney+ auf einen Schlag nahe an die 61 Millionen Netflix-Kunden in den USA heranrücken.
Deals wie diese dürften die Netflix-Manager nervös machen. Zumal Disney+ viel günstiger ist als ein Netflix-Abo. 6,99 Dollar kostet die Disney-App monatlich, 69,99 Dollar im Jahresabo. Der Basispreis bei Netflix liegt bei neun Dollar, die Premium-Version kostet 16 Dollar.
Vorteil Disney.
Allerdings wird so mancher Serienjunkie und Filmfreak die Ausgaben verschmerzen können, solange der Content passt. Für viele wird es aber schon bald eine Zeitfrage sein. Eine Auswertung von Emarketer hat ergeben, dass die tägliche Nutzung digitaler Medien von 2012 bis heute um 45 Prozent auf 361 Minuten täglich gestiegen ist. In den vergangenen Jahren war das Wachstum aber nur noch marginal.
Was nicht oder nur wenig genutzt wird, wird irgendwann abbestellt.
Die Netflix-Aktie hat in den vergangenen zehn Jahren exakt 4.156 Prozent zugelegt. Damit ist der Wert mit großem Abstand (Platz 2 belegt Marketaxess mit +2.876 Prozent) Top-Performer im S&P 500. Die glorreichen Zeiten sind nun aber höchstwahrscheinlich vorbei, wegen Disney, aber auch wegen Apple, Amazon und all den anderen Unternehmen, die im Streaming-Markt Gas geben. Angesichts eines KGV von 50 und eines Umsatzmultiples von 4,8 für 2020 ist Netflix zum Erfolg verdammt. DER AKTIONÄR bleibt bearish für Netflix und bullish für Disney.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Netflix.