Es ist kein Geheimnis mehr, dass Netflix ein werbeunterstütztes Abonnement plant. Vor wenigen Wochen kursierten wilde Spekulationen, mit wem der Streaming-Dienst hier zusammenarbeiten wird. Jetzt wird spekuliert, welcher Manager dem neuen Werbegeschäft vorstehen könnte – das Wall Street Journal liefert hier nun die ersten Einblicke.
Insider haben gegenüber dem Wall Street Journal berichtet, dass sich unter den engeren Kandidaten für den Netflix-Posten Pooja Midha befindet, der aktuell Chief Growth Officer vom Comcast-Werbegeschäft ist. Man solle sich in den letzten Wochen ausgiebig unterhalten haben.
Doch der Streaming-Dienst ziehe laut den Insidern auch andere Kandidaten in Betracht: Darunter Peter Naylor, Vice President of Sales für Amerika von Snap, und eine ehemalige Führungskraft von Hulu.
Herauskristallisiert hat sich mittlerweile, dass das Unternehmen einen einfachen ersten Markteintritt sucht, auf den dann aufgebaut werden soll. Wahrscheinlich ist also, dass Netflix mit einem externen Anbieter zusammenarbeitet. In Frage kommen beispielsweise Google, Magnite oder Comcast. „Wir sprechen gerade mit allen von ihnen“, sagte der Co-CEO von Netflix, Ted Sarandos, Ende Juni auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Cannes Lions, dem größten Treffen der Werbebranche.
Riesenchance für Netflix
Netflix könnte mit einem werbegestützten Abonnement eine riesige neue Umsatzquelle anzapfen, die auch noch die Profitabilität erhöhen könnte. Dass dies möglich ist, hatten die Zahlen des Comcast-Dienstes Peacock gezeigt: Obwohl sich viele Nutzer für ein werbeunterstütztes Modell entschieden, wurde im Q4/21 ein durchschnittlicher Umsatz pro Nutzer (ARPU) von rund zehn Dollar erzielt. Peacock bietet dabei einen kostenlosen Dienst, einen werbeunterstützten für fünf und ein Premium-Abo für zehn Dollar an. Das Comcast-Management hatte übrigens mit ARPUs von sechs bis sieben Dollar gerechnet – und damit auch erst ab 2024.
Der Citi-Analyst Jason Bazinet ist zudem der Meinung, dass ein werbeunterstütztes Abonnement den Cashflow deutlich erhöhen könnte. Gelänge es Netflix in den USA ähnlich wie YouTube, zehn Dollar pro Monat und Nutzer an Werbeeinnahmen zu generieren, könnte man laut Bazinet den Preis des Abonnements auf sechs Dollar setzen. Dadurch würde Netflix nach seiner Rechnung bis zu 3,6 Milliarden Dollar an zusätzlichem Free Cashflow pro Jahr generieren – und das alleine in den USA.
Der Bericht des Wall Street Journals zeigt, dass Netflix mit seinen Abo-Plänen voranschreitet. Kurz- bis mittelfristig dürfte dies die Aktie jedoch nicht antreiben. Damit die Netflix-Papiere den Abwärtstrend umkehrt, muss der Negativtrend bei den Abonnenten gestoppt werden und mit zusätzlichen Angeboten die Kundenzufriedenheit gestärkt werden. Mit einem erfolgreichen werbegestützten Abonnement könnte dies klappen.
Aktuell gibt es attraktivere Werte, weshalb bei der Aktie von Netflix weiterhin gilt: Vorerst Abstand halten!