Heute Abend nach US-Börsenschluss legt Netflix Zahlen für das vierte Quartal 2018 vor. Das könnte der Aktie weiteren Rückenwind liefern, nachdem die angekündigte Preiserhöhung für US-Abonnenten bereits für Jubelstimmung bei den Aktionären gesorgt hat. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Streaming-Riese die hohen Erwartungen übertrifft.
Auch diesmal wird der Fokus wieder auf der Entwicklung der Abo-Zahlen liegen. Im traditionell starken Schlussquartal rechnet Netflix selbst im Vergleich zum Q3 mit einem Nutzerzuwachs um insgesamt 9,4 Millionen auf 146,5 Millionen Abonnenten weltweit – ein Plus von fast 25 Prozent auf Jahressicht. Während der Großteil der Neukunden wieder aus dem internationalen Geschäft kommen wird, peilt das Management auch für den US-Markt ein deutliches Plus von 1,8 Millionen an.
Analyst Michael Olson von Piper Jaffray erwartet dort, nach der Auswertung eigener Indikatoren und der Suchanfragen bei Google, sogar einen Anstieg um bis zu 2,6 Millionen Abonnenten. Seine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 430 Dollar hat er vor den Zahlen bestätigt.
Mehr Umsatz, weniger Gewinn
Bei den Finanzkennzahlen liegen Unternehmensprognose und Analystenschätzungen relativ nah beieinander: Das Management erwartet im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzplus von rund 28 Prozent auf 4,20 Milliarden Dollar, ebenso die von Bloomberg befragten Analysten.
Wegen gestiegener Kosten für Kauf und Produktion von Inhalten hat Netflix bereits nach dem dritten Quartal einen Rückgang beim Gewinn pro Aktie in Aussicht gestellt: Nach 41 Cent im Schlussquartal 2017 sollen es diesmal 23 Cent sein. Hier sind die Analysten mit durchschnittlich 24 Cent unwesentlich optimistischer.
Blockbuster „Bird Box“
Die Vorzeichen für ein erfolgreiches Quartal sind gar nicht schlecht: Der im Dezember veröffentliche Thriller „Bird Box“ mit Sandra Bullock hat sich innerhalb kürzester Zeit zum Megaerfolg entwickelt. Allein in den ersten sieben Tagen nach Veröffentlichung haben 45 Millionen Accounts den Film gesteamt – das entspricht fast einem Drittel aller Netflix-Kunden weltweit. Hinzu kam ein regelrechter Social-Media-Hype rund um die #BirdBoxChallenge, der für zusätzliche Publicity gesorgt hat.
Auch bei den Golden Globes Anfang Januar konnte der Streaming-Dienst mit seinen Eigenproduktionen punkten. Mit fünf Auszeichnungen war Netflix der Gewinner des Abends. Ruhm und Preise helfen, die Attraktivität des Content-Angebots zu untermauern und höherer Preise zu begründen.
In den USA und Teilen Südamerikas müssen Netflix-Seher schon seit dieser Woche tiefer in die Tasche greifen – je nach Abo steigt der monatliche Abo-Preis um 13 bis 18 Prozent. Mit den Mehreinnahmen sollen die stetig steigenden Ausgaben für neue Inhalte gedeckt werden. So will der Streaming-Platzhirsch seine Position zementieren sowie bestehende und neue Konkurrenten wie Amazon Prime oder den geplanten Streaming-Dienst von Disney auf Abstand halten.
Comeback läuft bereits
Die Meldungen über die Preiserhöhung haben der Aktie am Dienstag kräftigen Rückenwind verliehen und das seit Ende Dezember laufende Comeback befeuert. Seit dem Tiefpunkt des 45-prozentigen Rücksetzers in der zweiten Jahreshälfte 2018 bei 231,23 Dollar hat sie innerhalb weniger Wochen bereits satte 52 Prozent aufgeholt. Mit dem Sprung über die 200-Tage-Linie im Bereich von 333,75 Dollar wurde dabei nun ein charttechnisches Kaufsignal ausgelöst. Vom bisherigen Allzeithoch bei 423,21 Dollar trennen die Aktie aktuell noch gute 20 Prozent.
Zahlen-Spekulation für Mutige
Kurz nach den Quartalszahlen ist die Netflix-Aktie stets für eine Überraschung gut. Im historischen Durchschnitt ging es nach Zahlen um 13 Prozent nach oben. Spekulativen Anlegern hatte DER AKTIONÄR daher bereits in Ausgabe 03/2019 empfohlen, mit einer Trading-Position auf eine positive Überraschung bei den Zahlen zu setzen. Mutige können auch jetzt noch einen Fuß in die Tür stellen. Der Stopp sollte dabei auf 260 Euro nachgezogen werden.