Streaming-Gigant Netflix geht jetzt ungewohnte Wege. Wege, die Fans gar nicht gefallen dürften. Im Kampf gegen Disney, Warner & Co. droht Netflix den Fokus zu verlieren. Für Verärgerung sorgen nicht nur Absetzungen von Erfolgsserien - das sind Fans der Plattform inzwischen gewohnt -, sondern ein tiefgründigerer Strategieschwenk.
Produziert, gestreamt - das war einmal. Netflix vollzieht gerade im Kampf gegen Branchengrößen wie Walt Disney und WarnerMedia einen beachtlichten Strategieschwenk - und verärgert damit seine eigenen Nutzer. Konnten zahlende Kunden des Streaming-Pioniers bislang davon ausgehen, dass Produktionen von Netflix zuerst auf der eigenen Plattform zu sehen sein würden, müssen sie sich jetzt auf eine veränderte Situation einstellen. Netflix wird ab diesem Herbst ausgewählte Produktionen erst in die Kinos bringen, und erst mit Verzögerung den eigenen zahlenden Kunden zugänglich machen.
10 Filme erst im Kino, dann für Kunden
So sollen neben "The Irishman" von Martin Scorsese auch "The Laundromat" von Steven Soderbergh erst im Kino ausgestrahlt werden. Darüber hinaus müssen sich Kunden von Netflix auch bei folgenden Titeln gedulden: "Dolemite Is My Name", "The King", "Earthquake Bird", "Marriage Story, "Klaus", "I Lost My Body", "Atlantics" und "The Two Popes".
Oscarjagd
Hintergrund des Strategieschwenks: Netflix möchte auch in Zukunft bei der Jagd auf Oscars mitmachen. Kinobetreiber fordern eine Exklusivität von 90 Tagen. Die Regeln zur Teilnahme an den Oscar-Verleihungen indes schreiben vor, dass Filme für mindestens sieben Tage in Kinos laufen müssen, ehe sie woanders zu sehen sind.
Sind Oscar-Nominierungen und -Gewinne wichtiger als die Zufriedenheit der eigenen Kunden? Diese Frage stellen sich Nutzer zurecht. Einer der größten Trümpfe von Netflix, nämlich die Exklusivität der eigenen Inhalte, droht verloren zu gehen. Kaum vorstellbar, dass zumindest einige (zahlende) Kunden diesen Schritt zum Anlass nehmen könnten, ihr Abonnement zu überdenken, zumal mit Disney+ und HBO max (AT&T WarnerMedia) bald zwei attraktive Alternativen zur Verfügung stehen werden.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Netflix.