Nachdem Netflix im zweiten Quartal noch unter einer sehr schwachen Nutzerentwicklung gelitten hatte, stieg die Anzahl der Bezahlabos zuletzt deutlich an. Die Anleger reagieren erleichtert, doch die Analysten senken reihenweise ihre Kursziele. Bald muss sich Netflix einem Konkurrenzkampf nicht gekannten Ausmaßes stellen.
Das dritte Quartal ist für Netflix gut ausgefallen. Unterm Strich stieg die Anzahl der Bezahlabos in den drei Monaten bis Ende September weltweit um 6,8 Millionen. Der Gewinn kletterte im Jahresvergleich von 403 Millionen auf 665 Millionen Dollar und damit deutlich stärker als von Analysten erwartet. Der Umsatz legte um 31 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar zu.
So weit, so gut. Doch fest steht: In wenigen Wochen werden die Karten neu gemischt. Apple und Disney steigen groß ins Streaminggeschäft ein. Beide wollen ein großes Stück vom Kuchen abhaben.
Die Gefahr haben die Analysten längst erkannt. Am Donnerstag gab es reihenweise Kurszielsenkungen oder Abstufungen, etwa von RBC, Bernstein und Macquarie. Die DZ Bank hat zwar den fairen Wert von 250 auf 260 Dollar angehoben, allerdings sollten Anleger die Aktie verkaufen, so ihre Empfehlung.
Vor allem Disney fährt schwere Geschütze gegen den Platzhirsch Netflix und andere Anbieter wie Amazon Prime auf. Auf Youtube kann man sich ein Bild davon machen, welche Inhalte der Konzern auf Disney+ zeigen wird. Der Trailer dauert drei Stunden und 18 Minuten! Disney lässt also schon mal gehörig die Muskeln spielen.
Innerhalb von drei Tagen haben bereits 410.000 Nutzer den Trailer angeklickt.
Eine Umfrage der UBS im August ergab: 43 Prozent der Amerikaner, also 140 Millionen, können sich vorstellen, Disney+ zu abonnieren. Die Zahl liegt deutlich über der Prognose von Disney: Der Konzern peilt in den USA bis 2024 20 bis 30 Millionen Abonnenten an.
Morgan Stanley schätzt, dass Disney+ weltweit bis 2024 130 Millionen Kunden gewinnt.
Die glorreichen Zeiten für Netflix sind vorbei. Disney-CEO Bob Iger hat das Projekt Disney+ zur Chefsache gemacht – es darf also auf keinen Fall ein Flop werden. Also wird der Konzern alles aufbieten, was er hat, und das ist massenhaft Top-Content. Auch von Apple ist einiges zu erwarten. DER AKTIONÄR bleibt dabei: Netflix ist angesichts des Knallhart-Wettbewerbs zu hoch bewertet, Anleger sollten die Aktie verkaufen. Disney und Apple bleiben ein Kauf.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Netflix.