Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re scheut trotz verheerender Überschwemmungen und Waldbrände nicht vor der Übernahme weiterer Risiken dieser Art zurück. "Wir haben Appetit auf Naturkatastrophenrisiken", sagte Vorstandsmitglied Stefan Golling beim jährlichen Rückversicherer-Treffen am Sonntag in Monte Carlo.
Während sich manche Anbieter aus diesem Geschäft zurückgezogen haben, setzt Munich Re nicht nur auf höhere Prämien. Haftungslimits und andere Konditionen seien oft noch wichtiger, sagte Golling. Für 2023 rechnet er mit einem weiteren teuren Naturkatastrophenjahr.
Beim traditionellen "Rendez-Vous de Septembre" loten Rückversicherer wie Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück im Fürstentum Monaco seit dem Wochenende wieder mit Erstversicherern wie Allianz und Axa die Preise und Konditionen für die Vertragserneuerung zum kommenden Jahreswechsel aus.
In den vorangegangenen Erneuerungsrunden hatten die Rückversicherer bei ihren Kunden schon deutlich an der Preisschraube gedreht. Sprich: Will ein Erstversicherer Risiken auf einen Rückversicherer übertragen, muss er dafür deutlich mehr bezahlen als noch vor wenigen Jahren. Die Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch haben auch deshalb ihre Ausblicke für die Rückversicherungsbranche angehoben. Die Margen in deren Geschäft hätten sich verbessert, und die Unternehmen könnten zudem von den gestiegenen Zinsen am Markt profitieren.
Munich Re rechnet in den Jahren 2023 bis 2025 erneut mit einem leichten Wachstum des Rückversicherungsmarkts – auch nach Abzug der Inflation. Allerdings dürften die Zuwächse nach ihrer Einschätzung geringer ausfallen als in den drei Jahren zuvor.
Den großen Wachstumsmarkt sehen Munich Re wie auch die Ratingagenturen in der Cyberversicherung gegen Schäden rund um Computersysteme, Daten und Internet. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich die volkswirtschaftlichen Schäden durch Cyber-Attacken im Vergleich zum vergangenen Jahr bis 2027 auf etwa 24 Billionen US-Dollar verdreifachen werden. Die Prämien in der Cyber-Versicherung dürften sich branchenweit bis dahin auf 33 Milliarden Dollar verzweieinhalbfachen, schätzt der Vorstand.
Die Aktie von Munich Re ist derzeit nicht zu bremsen. Am Freitag hat sie bei 363,60 Euro ein neues Mehrjahreshoch ausgebildet. Die nächste große Hürde wartet nun in Form des Allzeithochs aus dem Jahre 2000 bei 397,73 Euro. DER AKTIONÄR hat die Aktie von Munich Re bei 217,00 Euro zum Kauf empfohlen. Gewinne laufen lassen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Munich Re.