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Foto: MTU Aero Engines
29.02.2024 Martin Mrowka

MTU Aero Engines: Erstmals seit 90 Jahren rote Zahlen

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MTU Aero Engines

Der Münchner Triebwerkshersteller MTU Aero Engines hat wegen einer teuren Rückrufaktion von Hunderten Triebwerken zum ersten Mal in der 90-jährigen Firmengeschichte rote Zahlen geschrieben. Der Ausblick für das laufende Jahr verheißt einen Umsatz- und Gewinnanstieg. Allerdings enttäuscht der Margenausblick. Die MTU-Aktie reagiert verhalten.

Der Rückruf zahlreicher Triebwerke hat dem Münchner Hersteller MTU den ersten Jahresverlust in seiner 90-jährigen Geschichte eingebrockt. Unter dem Strich stand 2023 ein Fehlbetrag von 97 Millionen Euro nach einem Gewinn von 333 Millionen ein Jahr zuvor, teilte der DAX-Konzern am Donnerstag mit. Grund ist ein problematisches Metallpulver, das MTUs Triebwerksbau-Partner Pratt & Whitney aus den USA in den Turbinen vieler Airbus-Jets verwendet hat. Hunderte Airbus-Jets aus der Modellfamilie A320neo müssen deshalb vorzeitig in die Werkstatt. 

Im September räumte Pratt & Whitneys Mutterkonzern RTX ein, dass sogar fast alle der rund 3.000 ausgelieferten Antriebe aus der sogenannten Getriebefan-Reihe betroffen sind. Ein großer Teil dieser Turbinen muss vorzeitig in die Werkstatt. Allein im ersten Halbjahr 2024 müssen deshalb nach bisherigen Angaben weltweit 600 bis 650 Airbus-Jets am Boden bleiben. MTU fertigt wichtige Bauteile des Getriebefans und betreibt eine der weltweit drei Endmontagelinien für den Antriebstyp. Bei dem Münchner Konzern schlagen die zusätzlichen Inspektionen mit fast einer Milliarde Euro zu Buche.

Operative Ziele erreicht

Operativ erreichte das Unternehmen seine Ziele jedoch: Der um die Rückrufaktion bereinigte Umsatz stieg um 19 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sogar um 25 Prozent auf 818 Millionen Euro. Angepeilt hatte MTU zuletzt zwischen 6,1 und 6,3 Milliarden Euro Umsatz und ein Ebit von etwas mehr als 800 Millionen Euro.

Bilanziell dürfte MTU den Rückruf 2023 verarbeitet haben. Im laufenden Jahr soll der Umsatz weiter auf 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro steigen, bei einer um Sondereffekte bereinigten Umsatzrendite (Ebit-Marge) von mehr als zwölf Prozent, hatte MTU bereits in der vergangenen Woche mitgeteilt. 2023 lag die Marge bei 12,9 Prozent.

Dividende für 2023 wird gekürzt

Die größten Zuwächse erwartet das MTU-Management im boomenden Seriengeschäft mit neuen Triebwerken für die Hersteller Boeing und Airbus, das um mehr als 20 Prozent zulegen soll. Ende des Jahres 2023 lag der Auftragsbestand bei 24,4 Milliarden Euro – 2,1 Milliarden höher als ein Jahr zuvor. Auch an den Zielen für 2025 hält der Konzern fest: Acht Milliarden Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis (Ebit) von einer Milliarde Euro sollen dann zu Buche stehen. 

Die Aktionäre hatte MTU wegen der langwierigen Inspektionen bereits auf magere Jahre eingestellt. Die Dividende für 2023 wird auf 2,00 (2022: 3,20) Euro je Aktie gekürzt, und auch in den nächsten drei Jahren sei "die Möglichkeit zur Zahlung von Dividenden auf dem bisherigen Niveau" eingeschränkt, teilte MTU mit. Denn die tatsächlichen Kosten für den Rückruf fallen erst nach und nach an. Der operative Mittelzufluss (Free Cash-flow), der 2023 noch auf 352 (326) Millionen Euro gestiegen war, werde in diesem Jahr auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag schrumpfen.

An der Börse liegt die MTU-Aktie am Donnerstag-Vormittag via Xetra mit fast einem Prozent im Minus, erholt sich dann aber wieder ein wenig. Noch am Vortag hatte der Wert von Gerüchten um Airbus profitiert. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf Insider berichtet, dass American Airlines kurz vor einer Bestellung von etwa 100 Schmalrumpf-Flugzeugen von Airbus und Boeing stehe. Dabei dürfte der größere Teil des Auftrags an Airbus gehen, für den vor allem MTU die Triebwerke liefert.

MTU-Aktie seit Januar 2023  (Xetra, in Euro)
TradingView.com
MTU-Aktie seit Januar 2023 (Xetra, in Euro)

Das Analysehaus Jefferies hat die Aktie von MTU Aero Engines nach den Quartalszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 280 Euro belassen. Der Triebwerksbauer habe insgesamt die Erwartungen erfüllt, schrieb Analystin Chloe Lemarie in einer aktuellen Studie. Die Margen im Originalteile-Geschäft hätten allerdings negativ und die im Ersatzteilegeschäft positiv überrascht. Dies erkläre den etwas verhaltenen Margenausblick.

Die Geschäftszahlen von MTU sind recht ordentlich ausgefallen, doch der Ausblick auf das laufende und kommende Jahr enttäuschen. Dass die Aktie nicht stärker abrutscht, liegt an den unverändert guten Aussichten für die Luftfahrbranche. Die MTU-Aktie dürfte daher ihren Aufwärtstrend zumindest bis zu den 2023er-Jahreshöhen bei 245 Euro fortsetzen.

DER AKTIONÄR bevorzugt jedoch den britischen Konkurrenten Rolls-Royce. Die Aktie erreichte an der Börse London gerade das höchste Niveau seit zehn Jahren.

(Mit Material von dpa-AFX und Reuters)

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