Die Luftfahrtbranche liegt weiterhin Corona-bedingt weitgehend darnieder. Das hat auch Triebwerksbauer MTU Aero Engines im abgelaufenen Quartal zu spüren bekommen. Immerhin konnte noch ein Gewinn erzielt werden. Das MTU-Management bestätigt seine Geschäftsziele für das Gesamtjahr. Die MTU-Aktie springt am Freitag an die DAX-Spitze.
Die Erlöse von MTU sind infolge der schweren Krise der Luftfahrtbranche im ersten Quartal im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 989 Millionen Euro eingebrochen. Der Nettogewinn gab um mehr als die Hälfte auf 49 Millionen Euro nach. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) sackte um 52 Prozent auf 86 Millionen Euro nach unten, fiel damit etwas geringer aus als Analysten im Schnitt erwartet hatten (88 Millionen Euro).
Gewinnprognose bestätigt
"Wir arbeiten auch in der schwersten Krise unserer Branche weiterhin profitabel und sind zuversichtlich, dass wir die Ziele erreichen, die wir uns für das Gesamtjahr gesteckt haben", sagte MTU-Chef Reiner Winkler. So soll der Umsatz nach dem Einbruch von 2020 in diesem Jahr wie geplant auf 4,2 bis 4,6 Milliarden Euro steigen. Davon sollen 9,5 bis 10,5 Prozent als operativer Gewinn übrig bleiben. Das bereinigte Nettoergebnis soll sich parallel zum bereinigten Ebit entwickeln und damit ebenfalls klar im schwarzen Bereich landen.
Branchenexperten bleiben mit Blick auf 2021 eher optimistisch. Von MTU selbst befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem Umsatz von 4,45 Milliarden und einem bereinigten Ebit von 459 Millionen Euro. Demnach würde die bereinigte Ebit-Marge etwa 10,3 Prozent erreichen – und damit den oberen Bereich der vom Vorstand ausgegebenen Zielspanne.
An der Börse sorgt das zwar nicht für Jubelstürme, aber aktuell im ansonsten nur gut behauptetem Börsenumfeld für einen Kursaufschlag von 3,4 Prozent. Am Freitag-Vormittag steigt die MTU-Aktie im Xetra-Handel auf 206,90 Euro.
Update: Charttechnisch nimmt die MTU-Aktie damit einen kurzfristigen Abwärtstrend ins Visier, der sich nach dem Zwischenhoch im Januar bei 218,30 Euro gebildet hat. Wird die Zone bei 205/206 Euro nachhaltig überwunden, wäre der Weg für einen Zwischenspurt bis zum Januar-Hoch frei. Im Krisentief Mitte März 2020 war MTU bis auf 97,76 Euro abgerutscht. Sein Allzeithoch markierte der DAX-Wert zuvor im Januar 2020 bei knapp 290 Euro.
Mit Blick auf die MTU-Aktie sind die Meinungen der Analysten derzeit gespalten. Von den 13 bei dpa-AFX erfassten Experten, die ihre Einschätzung seit der Vorlage der Jahresbilanz im Februar erneuert haben, votieren vier für den Kauf und drei für den Verkauf des Papiers. Die Übrigen raten zum Halten.
Die französische Großbank Société Générale (SocGen) hat MTU gerade von "Sell" auf "Hold" hochgestuft und das Kursziel von 170 auf 206 Euro angehoben. Der Triebwerkproduzent sei gut aufgestellt, um von einer Erholung des Luftverkehrs ab 2022 zu profitieren, schrieb Analyst Zafar Khan in einer Studie.
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Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für MTU kürzlich mit "Neutral" und einem Kursziel von 191 Euro belassen. Der frei verfügbare Barmittelzufluss sei stark ausgefallen, schrieb Analyst David Perry zur Begründung seiner zurückhaltenden Bewertung.
Im Schnitt haben die Analysten ein Kursziel von rund 193 Euro auf dem Zettel – also weniger als das aktuelle Kursniveau. Die Einschätzungen liegen jedoch weit auseinander. Von 140 bis 235 Euro ist alles dabei.
Der Finanzinvestor KKR hatte MTU im Jahr 2002 vom damaligen DaimlerChrysler-Konzern übernommen und das Unternehmen im Jahr 2005 zum Preis von 21 Euro je Aktie an die Börse gebracht. Wer das Papier seitdem im Depot hält, hat seinen Einsatz trotz der anhaltenden Krise nahezu verzehnfacht. An der Börse wird MTU derzeit mit etwa 11 Milliarden Euro bewertet und gehört damit zu den kleinsten Werten im deutschen Leitindex.
Das Geschäft von MTU hängt davon ab, dass Fluggesellschaften neue Flugzeuge von Airbus, Boeing oder Embraer kaufen, an deren Antrieben der Münchner Konzern mitarbeitet. Und dass die Flugzeuge auch viel fliegen, denn dann müssen sie regelmäßig gewartet werden und brauchen zudem Ersatzteile, an denen Triebwerkshersteller besonders gut verdienen.
Dabei kann sich MTU glücklich schätzen, stärker mit Airbus im Geschäft zu sein als mit Boeing. Denn der US-Konzern hat noch immer mit dem Debakel um seinen Mittelstreckenjet 737 Max zu kämpfen, der nach zwei tödlichen Abstürzen rund 20 Monate lang weltweit nicht mehr abheben durfte. Außerdem ist Boeing bei den Langstreckenjets stärker vertreten – ein Segment, das sich nach Überzeugung von Branchenvertretern als letztes von der Krise erholen dürfte.
Das trifft zwar auch MTU – etwa bei den Triebwerken für die Boeing 787 "Dreamliner" und die runderneuerte 777X. Aber ein Großteil des MTU-Geschäfts entfällt auf die Airbus-Mittelstreckenjets der A320neo-Reihe. Deren Produktion wurde in der Krise nicht so stark gedrosselt wie die der anderen Typen. Und Airbus will die Produktion ab dem Sommer wieder ein Stück hochfahren.
Zudem kommt MTU auf dem Weg zu den Triebwerken für ein neues europäisches Kampfflugzeug voran. Die Münchner vereinbarten mit dem französischen Safran-Konzern und der spanischen ITP Aero die gemeinsame Herstellung des Triebwerks. (Mit Material von dpa-AFX)
Die MTU-Aktie schlägt sich trotz des Corona-bedingt schlechten Geschäft mit Flugzeug-Triebwerken recht wacker. Für kurzfristig orientierte Trader könnte sich eine Chance ergeben. DER AKTIONÄR sieht längerfristig in anderen Branchen jedoch bessere Chancen.
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