Microsoft ist erneut in einen Korruptionsskandal verwickelt, nachdem der ehemalige Director Emerging Markets für den Nahen Osten und Afrika, Yasser Elabd, einen Blog-Post auf der Whistleblower-Plattform Lioness veröffentlichte. Der ehemalige Mitarbeiter behauptet, dass Vertriebsleute, Regierungsangestellte und Dritte pro Jahr mehr als 200 Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern einkassierten.
Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter im Nahen Osten und Afrika soll laut Elabd verstrickt sein. Es geht um gefälschte Verträge, an den Kunden nicht weitergegebene Rabatte und Zahlungen für Lizenzen an Ministerien ohne Computer. Microsoft selbst schaue bei diesem Vorgehen bewusst weg und habe Angestellte, die zu viele Nachfragen stellten, schlichtweg gefeuert.
In seinem Blog-Beitrag beklagt der ehemalige Microsoft-Mitarbeiter zudem, dass die US-Börsenaufsicht SEC sowie das US-Justizministerium keine Ermittlungen aufnahmen, obwohl er ihnen zahlreiche Hinweise zuschickte.
Microsoft war in der Vergangenheit nicht nur einmal in einen Korruptionsskandal verwickelt. So war der US-Konzern 2016 Teil des größten Korruptionsskandals, den Rumänien jemals gesehen hat. Es ging damals um die Bestechung mehrerer Regierungsmitglieder, die eine gesetzliche Anhebung der Lizenzgebühren für Microsoft-Produkte ermöglichen sollten. Wegen Bestechungen in Ungarn, Saudi-Arabien und der Türkei wurde Microsoft 2019 sogar vom US-Justizministerium zu Strafzahlungen von insgesamt rund 25 Millionen Dollar verurteilt.
Microsoft selbst positioniert sich selbstverständlich in der Öffentlichkeit als ein Unternehmen, das gegen Korruption vorgeht. „Wir verbieten korrupte Zahlungen jeglicher Art, einschließlich der Vermittlung von Zahlungen. Wir erwarten von unseren Vertretern, dass sie unser Engagement für Integrität teilen, und wenn wir Anzeichen dafür sehen, dass ein Vertreter unethisch ist oder korruptes Verhalten an den Tag legen könnte, verbieten wir die Aufnahme von Geschäften,“ heißt es auf der Microsoft-Homepage.
Der Blog-Post des ehemaligen Microsoft-Mitarbeiters könnte den Druck auf die Ermittlungsbehörden erhöhen. Doch selbst wenn sich die Vorwürfe Elabds bestätigen, dürften Strafzahlungen die Microsoft-Aktie nicht beeinflussen – auch wenn hunderte Millionen gezahlt werden müssen. Größer ist dagegen der Image-Schaden zu werten. Insbesondere in einer Zeit, in der Microsoft wie der Rest von Big-Tech wegen seiner Marktmacht im Fokus der Regulierungsbehörden steht.