Solide Zahlen, schwacher Ausblick. Aufgrund des zunehmenden Konkurrenzkampfs und Teilemangel ruderte das Management von Mercedes-Benz vor wenigen Tagen zurück. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite im Autogeschäft soll nun im Gesamtjahr nur noch in der unteren Hälfte der Prognosebandbreite von 12 bis 14 Prozent landen. Folge: Viele Analysten senkten ihre Kursziele.
Die Zahlen für das dritte Quartal fielen solide aus. Allerdings verstimmte die Anleger Äußerungen von Finanzvorstand Harald Wilhelm in der anschließenden Telefonkonferenz. Wilhelm prognostizierte für das vierte Quartal eine EBIT-Marge von nur noch 10 bis 11 Prozent im Automobilbereich. Zum Vergleich: im dritten Quartal lag die Marge bei 12,4 Prozent. Zudem äußerte sich der Finanzvorstand vorsichtig, was das wirtschaftliche Umfeld angeht.
Aufgrund der neuen Zielsetzung des Mercedes-Managements wurden auch viele Analysten vorsichtiger.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi kürzte sein Kursziel von 90 auf 78 Euro. Oddo BHF sieht die Aktie bei 50 Euro fair bewertet, die Bank of America bei 65 Euro.
Zu Wochenbeginn legte Stifel-Analyst Daniel Schwarz nach. Er senkte das Kursziel für die Mercedes-Aktie von 88 Euro auf 65 Euro. „Der vorsichtige Ton in Bezug auf das vierte Quartal und die Aussagen über steigende BEV-Rabatte geben Anlass zur Sorge“, so Schwarz in seiner neuesten Studie.
Am Dienstag folgten die kanadische RBC und die LBBW.
Analyst Tom Narayan von der RBC hat das Kursziel von 88 auf 85 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Outperform" belassen. Narayan begründete das niedrigere Kursziel in einer Studie mit schlechteren Aussichten für das operative Ergebnis (Ebit) im Autogeschäft. Ansonsten habe der Stuttgarter Autohersteller aber ein solides Quartal abgeliefert.
Die LBBW nahm das Kursziel für die Mercedes-Aktie von 99 Euro auf 86 Euro zurück.
Es gibt aber auch positive Signale: „Mercedes hat gute Karten mit seiner MMA-Plattform und dem neuen CLA, der gut zwölf Monate vor der Neuen Klasse von BMW am Markt sein wird“, sagt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut gegenüber dem AKTIONÄR.
„Mercedes hat die klarste Strategie (Luxus), den höchsten Nettobarmittelbestand (28 Milliarden Euro) und die höchste Rentabilität (13,6 Prozent ytd) unter den europäischen OEMs. Das macht sie unserer Meinung nach zu einer vielversprechenden langfristigen Investition.“, sagt Daniel Schwarz von Stifel.
Zuletzt hat Mercedes mit seinen Quartalszahlen und steigenden Margen Analysten und Anleger immer wieder zufrieden gestellt. Die Q3-Zahlen signalisieren eine Normalisierung. Das vierte Quartal wird den jüngsten Äußerungen von Mercedes-Finanzvorstand Wilhelm auch keine großen Ausreißer nach oben liefern.
Grundsätzlich ist Mercedes mit dem MMA-Baukasten sowie dem neuen CLA für die Zukunft gut positioniert. Der Fokus auf Luxus bietet auch weniger Angriffsfläche im Vergleich zu den Massenherstellern wie Volkwagen und Stellantis.
Aus technischer Sicht bleibt das Chartbild angeschlagen. Die Supports bei 64,28 Euro und 62,50 Euro sowie die Unterstützungszone zwischen 61,80 Euro und 60,50 Euro haben nicht gehalten. Jetzt sollte die Aktie zwischen 57,50 Euro und 55,50 Euro einen Boden finden. Anleger stellen mit einer Anfangsposition einen Fuß in die Tür.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.