Die chinesischen Hersteller drängen mit fortschreitender Elektronachfrage verstärkt auf den europäischen Markt. Das war auf der IAA deutlich zu sehen. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center of Automotive Research sprach von der "IAA der Chinesen" und einer "Zeitenwende, die Europa zum interessanten Markt für chinesische Elektroautos macht".
Am Mittwoch wurde bekannt, dass die EU eine Untersuchung wegen staatlicher Unterstützung für Elektroautos aus China einleiten will. "Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt - das verzerrt unseren
Markt", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europaparlament in Straßburg. Das sei nicht akzeptabel. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt.
Bernstein: Kursziel 90 Euro
Im Zuge dessen hat das US-Analysehaus Bernstein Research die Einstufung für Mercedes-Benz überarbeitet. Angesichts einer EU-Untersuchung wegen chinesischer E-Auto-Subventionen wurde die Aktie auf "Outperform" mit einem Kursziel von 90 Euro belassen. Die Bedenken wegen chinesischer Konkurrenz könnten für europäische Autobauer etwas nachlassen, doch es gebe umgekehrt ein Vergeltungsrisiko, schrieb Analyst Daniel Roeska in einer Studie.
Eine EU-Untersuchung wegen der staatlichen Förderung chinesischer E-Autos wäre zu kurz gedacht. Langfristig würden die Chinesen sicherlich mit neuen Sanktionen gegenüber den deutschen Herstellern reagieren, was sehr negativ zu werten wäre. Zur Erinnerung: In den letzten Jahren haben Mercedes, VW & Co zwischen 30 und 40 Prozent der Gewinne in China eingefahren.
Die Aktie von Mercedes hat zuletzt deutlich korrigiert. Von 75,60 Euro ging es bis auf 66,01 Euro nach unten. In den letzten Tagen hat sich das Papier wieder etwas stabilisiert. Sobald die Aktie die wichtige 200-Tage-Linie bei 69,77 Euro nimmt, hellt sich die Stimmung wieder deutlich auf. Anleger bleiben investiert.