Mercedes-Benz will trotz der zuletzt zähen Verkäufe bei Elektroautos mehr Geld in die Entwicklung der Antriebsart stecken. "Wir erhöhen den Einsatz", sagte Vorstandschef Ola Källenius im Interview dem Handelsblatt. "Irgendwann im Laufe dieses Jahrzehnts dreht der Markt. Dann werden wir ein exponentielles Wachstum bei Elektroautos sehen", sagte er dem Blatt. Källenius will die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Elektroantrieben von derzeit 40 Milliarden Euro im Zweifel aufstocken und ohnehin geplante Ausgaben vorziehen. Details nannte der Manager allerdings nicht.
Trotz hoher Wachstumsraten verlaufen die Elektroverkäufe derzeit schleppender als gedacht. Das Ziel, zur Mitte des Jahrzehnts einen Anteil von rund 50 Prozent reiner Elektroautos zu erreichen, hatte der Autobauer jüngst kassiert.
Für diese Schwelle peilt Mercedes jetzt 2026 an, wie Källenius dem Branchenmagazin "Automobilwoche" sagte. "Wir können uns nicht völlig von der Entwicklung der Märkte entkoppeln. Aber ein Jahr mehr oder weniger ist auch nicht wirklich entscheidend", sagte der Manager. "Viel wichtiger ist es, jetzt den Kapitaleinsatz zu kontrollieren." Vier Elektro-Architekturen seien in der Entwicklung, die für weiteres Wachstum bei elektrischen Fahrzeugen sorgen sollen.
Rabatte sollen dagegen angesichts der Luxus- und Margenstrategie von Källenius nicht zu den Mitteln gehören, mit denen die Stuttgarter ihre Verkäufe ankurbeln wollen. "Wir bleiben standhaft", sagte Källenius dem "Handelsblatt". US-Elektrorivale Tesla hatte jüngst die Verkäufe mit hohen Rabatten angeschoben. Experten erwarten schon seit längerem, dass die Branche sich wieder stärker auf einen Preiswettbewerb einstellen muss.
Die Luxus-Strategie von Mercedes-Vorstand Ola Källenius hat sich in den letzten Quartalen ausgezahlt. Die Marge erreichte zuletzt 12 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es nur rund fünf Prozent. Jetzt muss Manager Källenius zeigen, ob die Strategie auch in Zukunft weiter Früchte tragen wird. Wichtig wird dabei allen voran der Elektroauto-Markt in China. Hier laufen die Verkäufe der Mercedes-Stromer nach wie vor nicht wie gewünscht.
Zuletzt äußerte sich Goldman Sachs bullish gegenüber Mercedes-Benz. Analyst George Galliers lobte die Entwicklung bei Mercedes und räumte der Aktie Aufwärtspotenzial bis 98 Euro ein. 98 Euro hält auch Eduardo Gonzalez von der Grupo Santander für möglich. UBS-Analyst Juan Perez-Carrascosa sieht Potenzial bis 85 Euro.
Aus charttechnischer Sicht hat die Aktie zuletzt deutlich an Dynamik verloren. Das Papier durchbrach die 50-Tage-Linie nach unten, die bei 72,18 Euro verläuft. Support bietet aktuell die 100-Tage-Linie bei 71,23 Euro verläuft. Neues Kurspotenzial nach oben ergibt sich erst, sobald der Ausbruch über das Hoch bei 75,50 Euro gelingt.