Der Autobauer Mercedes-Benz will beim Geschäft mit Transportern seine Kosten deutlich reduzieren. "Wir müssen unsere Kosten in den Griff kriegen", sagte der Leiter des Geschäftsbereichs Mercedes-Benz Vans, Mathias Geisen, am Dienstag in Stuttgart. Nicht nur deshalb sieht die Investmentbank Goldman Sachs noch jede Menge Potenzial für die Aktie.
Angesichts der Transformation der Branche hin zur E-Mobilität sagte Mathias Geisen, der Leiter des Geschäftsbereichs Mercedes-Benz Vans, es sei bekannt, dass die variablen Kosten bei E-Fahrzeugen deutlich höher als bei Verbrennern seien.
Um die Profitabilität zu verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, habe die Vans-Sparte eine umfassende Kosteninitiative auf Unternehmens-, Produktions- und Produktebene eingeführt, hieß es laut Mitteilung. Demnach sollen die Fixkosten, wie auch auf Konzernebene, bis 2025 um rund 20 Prozent im Vergleich zu 2019 gesenkt werden. Prozesse sollten dafür verschlankt und digitalisiert werden.
Die Kostensenkungen sollen auch die Margenaussichten stützen. In diesem Jahr hat die Van-Sparte der Schwaben vor Sonderposten, Zinsen und Steuern eine Gewinnmarge von 11 bis 13 Prozent des Umsatzes eingeplant und dürfte sogar im oberen Bereich der Bandbreite landen. Bis zur Mitte des Jahrzehnts will das Management der Lieferwagensparte auch in der anvisierten Spanne bleiben, sagte der Leiter des Finanzbereichs, Mario Pucher.
Danach kommt verstärkt der verwässernde Effekt von Elektro-Vans hinzu - Geisen rechnet schließlich in dieser Dekade nicht mit einer Kostengleichheit von Elektro-Vans und Verbrennern, zudem fallen höhere Abschreibungen für das neue Elektrowerk in Polen an. "Wir bleiben definitiv zweistellig", zeigte sich Pucher aber sicher für die Zeit bis zum Ende des Jahrzehnts. Aktuell hat die Van-Sparte von Mercedes ohnehin Oberwasser, im ersten Quartal lag die bereinigte Umsatzrendite bei 15,6 Prozent.
Die Mercedes-Aktie lag am Nachmittag 0,9 Prozent im Minus bei 67,39 Euro. Das Geschäft mit Lieferwagen und Transportern macht nur einen geringen Teil der Konzernzahlen aus. Zum Konzernumsatz von 150 Milliarden Euro trug der Geschäftsbereich 2022 etwas mehr als 17 Milliarden Euro bei.
Bis 2026 sollen elektrische Transporter bis zu 20 Prozent vom gesamten Absatz von Mercedes-Benz Vans ausmachen, teilte das Unternehmen mit. Bis 2030 strebe der Geschäftsbereich mehr als 50 Prozent an. Dabei handele es sich um realistische Einschätzung, sagte Geisen, man wäre aber auch in Lage, mehr zu produzieren. Im vergangenen Jahr lag der Absatz der elektrischen Transporter bei Mercedes-Benz Vans noch bei rund 3,6 Prozent.
Einer Trennung der Geschäftsbereiche von Pkw und Vans erteilte das Management des Mercedes-Konzerns allerdings eine Absage. Während Investoren mit einer Abspaltung und rein auf ihr jeweiliges Geschäft konzentrierte Teile liebäugeln, sprach Mercedes-Benz-Vorstandschef Ola Källenius am Nachmittag in einer Analystenkonferenz davon, dass ein alleinstehendes Van-Segment weniger attraktiv wäre. Als Teil der Gruppe könnten unter anderem Materialkosten durch Größenvorteile gespart werden, die unterschiedlichen Zyklen der Sparten böten zudem bessere Widerstandsfähigkeit bei schwachem Umfeld.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Mercedes-Benz nach dem Kapitalmarkttag zum Transporter-Geschäft von 96 auf 98 Euro angehoben und die Aktien auf der "Conviction Buy List" belassen. Der Konzern habe die Stärke der Marke Mercedes betont, schrieb Analyst George Galliers in einer Studie. Das Segment Transporter bleibe eine Kernmarke im Portfolio. Mit Blick voraus zeichneten sich hier höhere Margen ab.
Bullish für die Mercedes-aktie äußerte sich auch Analyst Jose Asumendi von JPMorgan. Er hat die Einstufung für Mercedes-Benz nach strategischen Aussagen zum Transporter-Segment auf "Overweight" mit einem Kursziel von 90 Euro belassen. Dieses bleibe ein Kernbestandteil der Auto-Sparte, schrieb Analyst Asumendi in einer Studie. Der Geschäftsbereich verfüge über eine solide Grundlage, um weiterhin eine zweistellige Marge zu erzielen. Das Transporter-Segment investiere in die neue Elektro-Architektur und profitiere von zusätzlichen Kostensenkungsmaßnahmen.
Die Aussagen zur Entwicklung des Transporter-Geschäfts stimmen positiv. Allerdings trägt das Business nur 11 Prozent zum Gesamtumsatz des Konzerns bei. Die Aktie kann neue Impulse dringend gebrauchen. Das Papier rutschte zuletzt unter mehrere Unterstützungslinien. Nächster Support wartet im Bereich von 66,30 Euro. Im Anschluss liegt eine Unterstützung bei 65,85 Euro. Die für den langfristigen Trend wichtige 200-Tage-Linie verläuft bei 64,18 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX).