Was lange währt, wird endlich gut: Die Tiffany-Aktionäre haben sich mit überwältigender Mehrheit für die rund 16-Milliarden Dollar schwere Übernahme durch den französischen Konzern LVMH ausgesprochen. Und Tiffany dürfte das Portfolio des global agierenden Luxus-Giganten LVMH hervorragend ergänzen. Bereits in der Vergangenheit haben die Franzosen ihre integrativen Fähigkeiten beim Thema "Schmuck-Übernahme" unter Beweis gestellt.
Konkret haben am Mittwoch mehr als 99 Prozent der Tiffany-Aktionäre einem leichten Abschlag auf die ursprünglichen Fusionsbedingungen zugestimmt, wie MailOnline berichtet. Die Edel-Juwelier-Kette hat die Franzosen letztlich 15,8 Milliarden (131,50 Dollar pro Tiffany-Aktie) Dollar statt der ursprünglich ausgehandelten 16,2 Milliarden gekostet. LVMH hatte nach längerem Hin und Her einen coronabedingten Abschlag von 400 Dollar durchsetzen können.
Schmuck hat sich während der Pandemie besser entwickelt als andere Luxusprodukte. Nach Schätzungen der US-Unternehmensberatung Bain & Company wird der weltweite Umsatz im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr zwar um 15 Prozent sinken. Im Vergleich dazu werden aber High-End-Uhren und -Bekleidung doppelt so stark zurückgehen.
Der Umsatz des Unternehmens ist in den neun Monaten bis Oktober um ein Viertel gesunken. Tiffany ist für einen Großteil des Umsatzes auf Touristen angewiesen, insbesondere in seinem Flaggschiff in der Fifth Avenue in New York. Das Geschäft mit Verlobungsringen leidet derzeit, da Paare die Heirat aufschieben. Sollte sich bis Sommer der weltweite Reiseverkehr dank eines effizienten Impfstoff-Prozesses normalisieren, würde das bei LVMHs neuer Luxusschmuck-Tochter die Kassen klingeln lassen.
Auch die starke Nachfrage auf dem chinesischen Festland in diesem Jahr deutet darauf hin, dass die Marke Tiffany in Asien noch viel Wachstumspotenzial hat. Der Anteil des E-Commerce-Geschäfts - mittlerweile ein wichtiger Vetriebskanal für Luxusunternehmen - hat sich gegenüber dem Vorjahr auf 12 Prozent des Konzernumsatzes verdoppelt. Und Tiffany hat nur ein Sechstel seiner Läden in Europa. Das gibt Tiffnay und damit LVMH, die Möglichkeit zu expandieren – wenn sich die touristischen Ausgaben in der Region erholen.
LVMH hat in der Vergangenheit gute Erfahrungen damit gemacht, Schmuckmarken (neu) auf den Markt zu bringen. Als es Bulgari im Jahr 2011 kaufte, hatte die italienische Marke eine operative Marge von nur 8 Prozent. Bis 2018 hat sich diese Zahl nach Schätzungen von Jefferies auf 25 Prozent ungefähr verdreifacht.
Klar, die formale Zustimmung der Tiffany-Aktionäre ist keine Überraschung. Fakt ist: LVMH baut durch die Tiffany-Übernahme seine relativ kleine Schmuck- und Uhrensparte, zu der bereits Bulgari und Tag Heuer gehören, aus und stärkt damit zugleich die USA-Präsenz. DER AKTIONÄR hatte jüngst die Aktie der weltweiten Nummer 1 in Sachen Luxus empfohlen. Wer noch nicht dabei ist, kann immer noch einsteigen und sich einige Stücke ins Depot legen.