Europas größter Billigflieger Ryanair lässt seine Flotte wegen der Corona-Pandemie noch länger am Boden und streicht Tausende Arbeitsplätze. Im ersten Geschäftsquartal (April bis Juni) dürften weniger als ein Prozent der eigentlich geplanten Flüge stattfinden und im zweiten Geschäftsquartal maximal die Hälfte, teilte der Konzern am Freitag in Dublin mit. Vor diesem Hintergrund rechnet Konzernchef Michael O'Leary zum Jahresstart mit einem Nettoverlust von mehr als 100 Millionen Euro und weiteren Verlusten im zweiten Viertel des Geschäftsjahres.
Da Ryanair zudem frühestens für Sommer 2022 mit einer vollständigen Erholung der Passagierzahlen und der Ticketpreise von der Corona-Krise rechnet, sollen ab Juli Stellen gestrichen und am Gehalt gespart werden. Bis zu 3.000 Stellen stehen dabei bei Piloten und Kabinencrews auf der Streichliste. Weitere Optionen sind den Angaben zufolge unbezahlter Urlaub, Gehaltskürzungen um bis zu 20 Prozent sowie die vorübergehende Schließung von Basen in Europa. So plant der Konzern für das laufende Geschäftsjahr nun mit weniger als 100 Millionen Passagieren. Ursprünglich waren einmal 154 Millionen angepeilt worden.
Zudem will O'Leary bei der Flotte sparen: Wachstumspläne und Flugzeugbestellungen würden überprüft. Unter anderem würden mit Boeing Gespräche über eine Senkung der Auslieferungen während der kommenden 24 Monate gesprochen.
Der Manager erneuerte zudem seine Kritik an Staatshilfen für die großen Netzwerkfluggesellschaften wie Lufthansa oder Air-France KLM. Dagegen will der Ryanair-Chef gerichtlich vorgehen.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Ryanair nach Aussagen zur Geschäftsentwicklung auf "Buy" mit einem Kursziel von 12,70 Euro belassen. Die Aussagen stimmten zuversichtlich, auch weil der Nettoverlust im ersten Geschäftsquartal wohl niedriger ausfallen werde als von ihr erwartet, schrieb Analystin Venetia Baden-Powell in einer am Freitag vorliegenden Studie. Der Billigflieger dürfte zu den Gewinnern der Corona-Krise zählen.
Ryanair hat in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und dementsprechend einen Puffer aufbauen können. Dennoch trifft die Krise natürlich auch Ryanair massiv. Nach der Krise könnte das Papier jedoch zu den Gewinnern der Luftfahrtbranche zählen. Die Aktie eignet sich gerade in der derzeitigen Unsicherheitsphase nur für sehr risikobereite Anleger.
(Mit Material von dpa-AFX)