Das Coronavirus lastet schwer auf dem internationalen Flugverkehr. Zahlreiche Airlines wie Ryanair, Lufthansa oder Easyjet stellen nun ihren Flugbetrieb praktisch komplett ein. Zunehmend lauter werden die Rufe nach Finanzhilfen in Milliardenhöhe, um mögliche Insolvenzen abzuwenden. Doch auch die Regierungen der einzelnen Länder sehen sich nun mit einer Herkules-Aufgabe konfrontiert. Denn sie müssen entscheiden, wo Hilfen gerechtfertigt sind und wo nicht. Während die Ryanair-Aktie am heutigen Handelstag kräftig zulegen kann, gehört die Lufthansa-Aktie aktuell zu den Verlierern im DAX.
Als eine der ersten Airlines hatte die deutsche Lufthansa auf die Corona-Krise reagiert und zahlreiche Flüge gestrichen. Am Donnerstag teilte der Konzern mit, dass derzeit 700 der 763 Maschinen am Boden bleiben. Kunden, die bereits ein Ticket gebucht hatten, können dies kostenfrei stornieren oder umbuchen.
Europas größte Billig-Airline Ryanair kündigte indes am Dienstag an, alle Flüge bis einschließlich Mai zu stoppen. Wie Ryanair-Chef Michael O’Leary mitteilte, würde der Flugplan allerdings letztlich von den Regierungsanweisungen abhängen. Die Fluggesellschaft sei aber dazu bereit, gestrandete Passagiere zurückzufliegen oder sich beispielsweise an Medikamenten-Lieferungen zu beteiligen.
Die irische Billigfluggesellschaft sollte die Krise allerdings ohne Staathilfen überleben können. Der Konzern hat über die Jahre hinweg solide gewirtschaftet und konnte sich so einen gewissen Puffer aufbauen. So kann der Konzern auf liquide Mittel in Höhe von mehr als vier Milliarden Euro zurückgreifen.
Im übergeordneten Bild sieht es für die Airlines allerdings sehr düster aus. Die Lufthansa diskutiert bereits über Staatshilfen und auch bei den US-amerikanischen Konkurrenten dürfte es ohne eine kräftige Finanzspritze seitens der US-Regierung ebenfalls sehr schwer werden.
Darüber hinaus hatte die US-Investmentbank Citigroup am Mittwoch ihr Kursziel für die Lufthansa von 10 Euro auf 50 Cent gesenkt. Laut den Analysten seien Finanzspritzen seitens der Regierung seien kaum noch vermeidbar und würden den Konzern über Jahre hinaus belasten (DER AKTIONÄR berichtete).
Vor wenigen Tagen hatte zudem der Branchenverband der internationalen Luftfahrt (Iata) dazu aufgerufen, Fluggesellschaften mit Finanzhilfen bis zu 200 Milliarden US-Dollar aus der Misere zu helfen. Die Staaten stehen nun vor der großen Herausforderung zu differenzieren wem geholfen werden soll und wem nicht. Denn viele Airlines standen auch schon vor Ausbruch des Coronavirus auf äußerst wackeligen Beinen.
Die Luftfahrtbranche befindet sich nach wie vor in ihrer wahrscheinlich größten Krise aller Zeiten. Viele werden zweifelsohne auf staatliche Hilfen angewiesen sein beziehungsweise sogar ganz vom Markt verschwinden. Kurz- bis mittelfristig dürfte die Corona-Krise bei den Airlines weiter deutlich spürbar sein. Kommt es jedoch zu einer Entspannung der Lage, dürfte das Ryanair einer der Gewinner in der Luftfahrtbranche sein. Ein Wiedereinstieg drängt sich jedoch aktuell nicht auf. Anleger sollten daher vorerst an der Seitenlinie verharren.
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(Mit Material von dpa-AFX)
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