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Lufthansa, IAG und Air France-KLM – Milliarden-Verluste ohne Ende?

Lufthansa, IAG und Air France-KLM – Milliarden-Verluste ohne Ende?
Foto: istock
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Martin Mrowka 30.10.2020 Martin Mrowka

Keine Überraschung: Der weitgehende Zusammenbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise hat Europas Fluggesellschaften auch im dritten Quartal deftige Verluste beschert. Eine Besserung ist nicht in Sicht. British-Airways-Mutter IAG und Air France-KLM haben angekündigt, ihr Flugangebot in den kommenden Monaten wieder einzuschränken.

Der britisch-spanische Konzern International Consolidated Airlines Group, kurz IAG, ist wegen der Corona-Krise auch im dritten Quartal wie erwartet tief in den roten Zahlen gelandet. Unter dem Strich stand ein Verlust von fast 1,8 Milliarden Euro nach einem Gewinn von gut einer Milliarde ein Jahr zuvor, wie der Mutterkonzern der Fluggesellschaften British Airways, Iberia, Vueling, Aer Lingus und Level in London mitteilte. Nach den ersten neun Monaten des Jahres summiert sich der Verlust des Konzerns damit auf nahezu 5,6 Milliarden Euro.

Neben dem herben Einbruch im Fluggeschäft zogen Aufwendungen für den Stellenabbau bei British Airways und Aer Lingus das Ergebnis im dritten Quartal nach unten. Zudem verloren Finanzinstrumente zur Absicherung der Treibstoffpreise an Wert.

IAG hat angekündigt, den Flugplan weiter auszudünnen. Im vierten Quartal soll der Flugplan der IAG-Gesellschaften höchstens 30 Prozent des Vorjahreszeitraums erreichen. Bisher hatte die Konzernspitze noch mindestens 40 Prozent anvisiert. IAG rechnet auch nicht damit, dass der Konzern den Mittelabfluss im laufenden Geschäft im vierten Quartal stoppen kann.

Der neue IAG-Chef Luis Gallego forderte die Regierungen auf, Testregeln für Fluggäste einzuführen. Passagiere sollten vor dem Abflug getestet werden und die Chance haben, sich mit einem weiteren Negativtest nach der Ankunft von einer vorgeschriebenen Quarantäne zu befreien.

Dann könnten Fluggesellschaften wieder mehr Verbindungen anbieten, und die Menschen könnten wieder Vertrauen in das Reisen gewinnen. Außerdem würde dies die Wirtschaft ankurbeln. Gallego hatte den Führungsposten mitten in der Corona-Krise vom langjährigen IAG-Chef Willie Walsh übernommen.

Wie seit vergangener Woche bekannt, hatte IAG das Flugangebot im dritten Quartal um fast 79 Prozent zurückgefahren. Gerade auf der Langstrecke ging wegen der weltweiten Reisebeschränkungen kaum noch etwas. Die Nachfrage brach sogar um 88 Prozent ein. Dadurch blieb mehr als jeder zweite Sitz in den Maschinen leer. Der Umsatz des Konzerns brach in diesem Zuge um 83 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ein.

Die IAG-Aktie kann am Freitag an der Börse London dennoch zeitweise auf 93 Pence zulegen. Im deutschen Handel steigt der Lufthansa-Konkurrent um fast zwei Prozent auf 1,04 Euro.

IAG (WKN: A1H6AJ)

Die Aktie von Air France-KLM steht nach Quartalszahlen am Freitag-Vormittag jedoch unter Druck. Mit 2,67 Euro wurde an der Börse Paris ein neues Allzeittief markiert.

Auch der französisch-niederländische Konzern muss einen weiteren Milliardenverlust verdauen. Im dritten Quartal stand unter dem Strich ein Minus von fast 1,7 Milliarden Euro. Nach einer vielversprechenden Erholung im Sommer hätten die wieder aufkommenden internationalen Reisebeschränkungen ab Mitte August und die Verstärkung der Pandemie die Ergebnisse des Konzerns stark beeinträchtigt, sagte Konzernchef Benjamin Smith.

Air France-KLM (WKN: 855111)

In den ersten neun Monaten verbuchte Air France-KLM insgesamt einen Nettoverlust von 6,1 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die größere Lufthansa kommt auf einen Neun-Monats-Verlust von 4,2 Milliarden Euro. Weil Air France-KLM in der sonst reisestärksten Zeit des Jahres fast 70 Prozent weniger Passagiere beförderte als ein Jahr zuvor, sackte der Umsatz im dritten Quartal um zwei Drittel auf 2,5 Milliarden Euro ab.

Der operative Verlust belief sich auf mehr als eine Milliarde Euro, nachdem hier ein Jahr zuvor ein Plus von 909 Millionen Euro gestanden hatte. Aber auch Abfindungen im Zuge des Stellenabbaus zogen das Ergebnis in den Keller.

Für den geplanten Stellenabbau bei Piloten, Flugbegleitern und Bodenpersonal legte Air France-KLM im dritten Quartal insgesamt 565 Millionen Euro zur Seite.

Die Corona-Krise hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Regierungen retteten Air France-KLM und andere Fluggesellschaften wie die Lufthansa mit milliardenschweren Finanzhilfen vor dem Aus. Billigflieger Ryanair meldet seine neuen Geschäftszahlen am kommenden Montag. (Mit Material von dpa-AFX)

Konzern Verlust Jan. bis Sept. 2020
Air France-KLM 6,1 Milliarden Euro
International Cons. Airlines Group IAG 5,6 Milliarden Euro
Lufthansa 4,2 Milliarden Euro

Die Fluggesellschaften Europas leiden weiterhin unter den Corona-bedingten Reise- und Flugeinschränkungen. Auf absehbare Zeit ist nicht mit einer nachhaltigen Wende zum Besseren zu rechnen. Bis auf kurzfristige Trading-Chancen sollten Anleger weiterhin an der Seitenlinie verharren.

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