Die Lufthansa ist bei der Erstattung von Tickets immer noch erheblich im Rückstand. Betroffen sind auch Kunden, die ihre Reisen über konzernunabhängige Internetvermittler gebucht haben. Deren Verband Internet Reisevertrieb (VIR) hat nun die Lufthansa aufgefordert, nach der Rettung durch den Staat die stornierten Reisen umgehend zu erstatten. "Die Kunden müssen schnellstmöglich zu ihrem Geld kommen", erklärte VIR-Vorstand Michael Buller.
Es stehe allein bei den Verbandsmitgliedern ein dreistelliger Millionenbetrag aus. Der Verband verlangte von Lufthansa, die zwischenzeitlich abgeschaltete automatische Erstattungsmöglichkeit in den professionellen Buchungssystemen (GDS) wieder in Betrieb zu nehmen. Momentan werden die Vermittler noch auf ein anderes Erstattungsportal verwiesen, in das sämtliche Daten der stornierten Tickets neu eingegeben werden müssten. Statt 20 Sekunden dauere die Bearbeitung eines Falles so sechs Minuten und sei daher mit erheblichen Mehrkosten verbunden, erklärte Buller.
Ein Unternehmenssprecher kündigte am Mittwoch an, dass die automatisierte Rückzahlung innerhalb der nächsten 14 Tage wieder aktiviert werde. Man habe nun Vorkehrungen getroffen, mögliche Betrugsversuche zu verhindern. Vor der Corona-Krise seien stornierte Tickets über die GDS ungeprüft erstattet worden
In Folge der Corona-Pandemie war der Luftverkehr Mitte März nahezu vollständig zusammengebrochen und Tausende Flüge wurden storniert. Grundsätzlich müssen die Gesellschaften den Ticketpreis innerhalb von sieben Tagen erstatten. Lufthansa und andere Gesellschaften hatten hingegen zunächst darauf gesetzt, die Kunden mit Gutscheinen abzufinden. Dies scheiterte aber an der EU-Kommission. Der Konzern hat angekündigt, den Stau bis Mitte August zu beseitigen. Ende Juni stand mit rund einer Milliarde Euro aber noch rund die Hälfte der Erstattungen aus.
Die Aktie der Lufthansa konnte im gestrigen Handel deutlich zulegen. Dies verstärkt natürlich die Hoffnung, dass sich das schwache Chartbild des MDAX-Titels nicht noch weiter eintrübt.Dennoch drängt sich ein Kauf der Anteile vorerst noch nicht auf. Es gibt derzeit einfach aussichtsreichere Aktien.
Mit Material von dpa-AFX
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