Die Ratingagentur Moody's hat die Bonität der Lufthansa auf Ba2 von Ba1 gesenkt. Der Ausblick ist negativ. Die Experten rechnen damit, dass die Luftfahrtindustrie 2020 und 2021 stark unter Druck bleibt. Im besten Fall werde bei den Passagierzahlen im Jahre 2023 erst wieder das Niveau von 2019 erreicht.
Nach Ansicht von Moody's dürfte die Erholung vor allem im internationalen Geschäft und auf der Langstrecke lange Zeit dauern. Da die Lufthansa gerade von diesen Segmenten sehr abhängig ist, dürfte sich die Kranich-Airline langsamer erholen als viele Konkurrenten.
Frachtgeschäft entwickelt sich erfreulich
Im angeschlagenen Lufthansa-Konzern bleibt das Frachtgeschäft der Tochter Lufthansa Cargo ein Hoffnungsträger. Weil in der Coronakrise Beilade-Kapazitäten in Passagiermaschinen weggefallen sind, rechnet Cargo-Vertriebschefin Dorothea von Bocksberg für die kommenden Jahre mit einer anhaltend hohen Nachfrage für Transportmöglichkeiten in reinen Frachtern.
Die Managerin wies am Donnerstag auf einer Branchenkonferenz in Frankfurt darauf hin, dass wegen der weltweit gestrichenen Passagierflüge rund die Hälfte des angebotenen Frachtraums weggefallen ist. Aktuell fehlten am Weltmarkt noch rund 30 Prozent der früheren Kapazität. Da nur mit einer langsamen Erholung zu rechnen sei, ergebe sich für die verbliebenen Transportangebote eine anhaltend hohe Nachfrage. Dies führe zu steigenden Preisen und einer höheren Auslastung.
Die Krise habe gezeigt, dass Luftfracht systemrelevant sei, erklärte der Chef der DHL-Frachtairline European Air Transport Leipzig, Markus Otto. Sein Unternehmen habe die Kapazitäten in der Krise insbesondere nach Asien ausgebaut und über das Drehkreuz Halle-Leipzig zahlreiche Regionen versorgt. Der veranstaltende Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) verlangte bessere Rahmenbedingungen für den Luftfrachtstandort Deutschland. Eine Erholung dürfe nicht durch neue Hindernisse abgewürgt werden, etwa durch neue Nachtflugverbote oder uneinheitliche Sicherheits-, Zoll- und Steuerverfahren, erklärte BDL-Präsident Peter Gerber.
Die jüngste Entwicklung im Frachtgeschäft ist natürlich klar positiv zu werten, reicht aber bei weitem nicht aus, um die herben Verluste im Passagiergeschäft auszugleichen. DER AKTIONÄR rät angesichts der trüben Aussichten und der negativen Effekte durch die Staatshilfen nach wie vor von einem Kauf der Lufthansa-Aktie ab.
Mit Material von dpa-AFX
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