Die starke Nachfrage in den Sommer-Monaten hilft der Lufthansa-Aktie kaum. Die am Dienstag vorgelegten Quartalszahlen inklusive bestätigtem Gewinn-Ausblick sorgen an der Börse für Molltöne. Charttechnisch könnte es nun plötzlich wieder brisant werden für Europas größte Fluggesellschaft. Auch die Analysten sind uneins.
Der Luftfahrt-Konzern Deutsche Lufthansa hat am Dienstag wenig überraschend einen Rückgang des operativen Gewinns im dritten Quartal gemeldet. Weil vor allem das Flaggschiff mit niedrigen Erträgen, dem Wettbewerb mit internationalen Fluggesellschaften und steigenden Kosten zu kämpfen hat, rutschte der Betriebsgewinn im dritten Quartal auf 1,3 Milliarden Euro – neun Prozent unter dem Vorjahreswert (DER AKTIONÄR berichtete). Die Jahresziele für den operativen Gewinn in Höhe von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro wurden bestätigt.
"Verspätete Flugzeug-Auslieferungen, Pünktlichkeits-Probleme an unseren Drehkreuzen in Deutschland und regulatorische Nachteile wirken sich auf unsere Kernmarke aus“, sagte CEO Carsten Spohr in einer Erklärung. Das dritte Quartal, saisonal das stärkste für europäische Fluggesellschaften, wurde auch durch steigende Kosten belastet, sowie von der Krise im Nahen Osten und Verzögerungen bei der Auslieferung von Flugzeugen.
An der Börse wurden die durchwachsenen Zahlen am Dienstag als Anlass zum Verkaufen genommen. Die Lufthansa-Aktie rutschte bis auf 6,51 Euro ab. Am Mittwoch hält sich der MDAX-Wert in insgesamt abgeschwächtem Umfeld knapp behauptet bei 6,48 Euro. Dort verläuft derzeit auch der gleitende 200-Tage-Durchschnitt. Diese Linie, die als wichtiger Indikator für den längerfristigen Trend gilt, wurde vor zwei Wochen überwunden.
Die Analysten sind sich über die mittelfristigen Aussichten der Lufthansa-Aktie sehr uneins. Während die US-Bank JPMorgan mit einem Kursziel von 4,80 Euro und einer Einstufung auf "Underweight" unverändert skeptisch ist, votiert das Analysehaus Jefferies mit "Hold". Das Kursziel positionierte Analystin Jaina Mistry bei 6,40 Euro.
Der Markt habe für europäische Airlines für 2026 operative Ergebnisrückgänge um bis zu 60 Prozent eingepreist, schrieb Mistry in einer Branchenanalyse. Das Umfeld sei zwar gerade mit Blick auf Kurzstrecken schwierig, aber hier werde übertrieben. Mistry setzt zur "Vermeidung von Turbulenzen" vor allem auf junge Flotten, Umsätze abseits des Fluggeschäfts, Chancen für Kehrtwenden und attraktive Bewertungen. Kaufempfehlungen ergeben sich ihrer Meinung nach für IAG und EasyJet. Auch die DZ Bank sagt "Halten" und sieht ein Kursziel von 6,40 Euro.
Deutlich optimistischer für die Lufthansa eingestellt ist die schweizerische Großbank UBS. Analyst Jarrod Castle hat das Kursziel nach den Zahlen zum dritten Quartal von 9,80 auf 10,00 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Zwar habe das bereinigte operative Quartalsergebnis der Fluggesellschaft die Konsensschätzung übertroffen, doch sei der Grund dafür vor allem der Geschäftsbereich "Sonstige" gewesen, der von Wechselkurs-Effekten profitiert habe, schrieb Castle in einer aktuellen Studie. Der größte Gegenwind sei von Lufthansa Airlines und der Swiss gekommen, die beide unter rückläufigen Gewinnen gelitten hätten.
Auch DER AKTIONÄR rechnet damit, dass die Airline-Gruppe das Schlimmste hinter sich hat, wartete zuletzt aber mit einem größeren Einstieg noch auf eine Bestätigung eines Kaufsignals ab. Charttechnisch wichtig ist nun kurzfristig, dass der GD200 nicht nachhaltig (auf Tagesschluss-Basis) unterschritten wird. Denn bei 6,48 Euro verläuft auch ein zarter, kurzfristiger Aufwärtstrend seit Mitte September. Ein Unterschreiten würde voraussichtlich einen weiteren Kursrückgang Richtung 6-Euro-Marke nach sich ziehen.
Hoffnung macht indes, dass sich im November der GD50 und der GD200 schneiden werden. Dieses "Golden Cross" ist oft ein technisches Signal für mittelfristig weiter steigende Kurse.
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.