Bald beginnt sie, die wohl spannendste Hauptversammlung in der Firmengeschichte der Lufthansa. Statt in der Frankfurter Jahrhunderthalle findet die Veranstaltung heute ab 10.00 Uhr im Internet statt. Grund sind die Vorkehrungen gegen die Corona-Pandemie, die das Geschäft des DAX-Konzerns mit Ausnahme der Fracht nahezu zum Erliegen gebracht hat.
Lufthansa hat ihren Passagierbetrieb auf ein Minimum reduziert und fliegt nur noch knapp 1 Prozent der Passagiere. Ihre tägliche Zahl der Gäste sank von durchschnittlich 350.000 pro Tag auf noch rund 3.000. Trotz massiver Kurzarbeit laufen viele Fixkosten weiter, sodass das Unternehmen nach den Worten von Vorstandschef Carsten Spohr stündlich eine Million Euro Cash verliert. Belastend sind neben den Zinsen unter anderem die Kerosin-Verträge, die noch von einem viel höheren Ölpreis ausgegangen waren als dem aktuellen. Aktuell seien noch mehr als vier Milliarden Bar-Reserven vorhanden, betont der Vorstandschef in seiner vorab veröffentlichten Rede.
Ein schwieriger Weg zu Staatshilfen
Kompliziert ist die Lage in den Gesprächen um Staatshilfen auch durch die Multi-Nationalität. Mit Austrian, Swiss und Brussels Airlines hat der Dax-Konzern gleich drei ehemalige Staatsgesellschaften von Nachbarstaaten im Portfolio. Einzig die Schweiz hat bislang eine zum größten Teil vom Staat besicherte Kreditlinie über 1,4 Milliarden Euro zugesagt. Österreich wie Belgien pochen für ihre Hilfen auf Standortgarantien.
In Deutschland wartet das Unternehmen weiterhin auf die präzise Ausgestaltung der Staatshilfen zwischen stillen Einlagen und direkter Beteiligung. Fondsgesellschaften wie die Deka und die genossenschaftliche Union Investment stützten vor der Versammlung den Kurs von Konzernchef Spohr gegen eine zu starke staatliche Lenkung. In den Verhandlungen mit der Bundesregierung dürfe Spohr den Bogen aber nicht überspannen, warnte Portfolio-Manager Michael Gierse. Die Corona-Krise biete einer verkleinerten Lufthansa auch Chancen, eine modernere Flotte zu betreiben und den Ausstoß klimaschädlicher Abgase deutlich zu senken.
Keine Dividende für 2019
Spohr hat Aktionäre und Mitarbeiter bereits auf Einschnitte eingestimmt. Während die Eigentümer auf eine Dividende für das eigentlich erfolgreiche Geschäftsjahr 2019 verzichten sollen, droht den 130.000 Mitarbeitern der Gruppe ein Abbau von rund 10.000 Stellen. Noch ist unklar, ob dies über Teilzeitmodelle erreicht werden kann oder betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden müssen. Die Catering-Tochter LSG Sky Chefs mit rund 35.000 Beschäftigten weltweit stand schon vor der Krise zum Verkauf. Sie steht ebenso still wie der Airline-Betrieb. Die Flotte soll um 100 Flugzeuge schrumpfen.
Die Aktie der Lufthansa bleibt weiterhin ein äußerst heißes Eisen. Wegen der Unsicherheit darüber, wann ein halbwegs normaler Flugbetrieb überhaut wieder möglich ist sowie der anstehenden Kapitalerhöhung und des schwer angeschlagenen Charts sollten Anleger nach wie vor an der Seitenlinie verharren.
(Mit Material von dpa-AFX)
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Lufthansa