Die Corona-Pandemie hat der Luftfahrt-Branche arg zugesetzt. Nach Verbandsschätzungen dürften die Airlines Verluste von mehr als 200 Milliarden Dollar erleiden. Für dieses Jahr sei nochmals mit einem Minus von 52 Milliarden Dollar zu rechnen, schätzt der globale Airline-Verband IATA. Doch der Tiefpunkt der Krise sei durchschritten. Für das kommende Jahr erwartet die Branchenorganisation zwar nochmals rote Zahlen. 2023 werde die Airlines aber wieder mit Gewinn arbeiten. Die Privatbank Berenberg nennt nun ihre Airline-Favoriten.
Laut IATA haben einige Fluggesellschaften bei Inlandsflügen inzwischen fast das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Das war Anlass für die Privatbank Berenberg, Airline-Aktien mal genauer zu analysieren. Berenberg rechnet dabei mit steigenden Ticketpreisen insbesondere für innereuropäische Kurzstreckenflüge und setzt deshalb nun vor allem auf die Aktien von EasyJet.
Der jetzt zuständige Analyst Conor Dwyer empfahl in einer umfangreichen Branchenstudie die Papiere von EasyJet und nicht mehr jene von Wizz Air zum Kauf. 'Buy' lautet derweil weiter die Einstufung für die Anteilsscheine von Ryanair.
Für Ryanair setzt der Experte nun aber ein höheres Kursziel von 21 statt zuvor 20 Euro an. Sein Ziel für die EasyJet-Aktien, die zuvor mit 'Hold' bewertet wurden, stieg von 720 auf 800 Pence. Das Kursziel für die Anteilsscheine von Wizz Air hingegen sank von 5.500 auf 5.200 Pence. Er stuft sie nun mit 'Hold' ein. Der folgende Chart zeigt die drei Werte seit Jahresanfang im Vergleich via Tradegate.
"2022 dürfte die Kurzstrecken-Kapazität auf dem europäischen Luftfahrtmarkt bei 85 Prozent des Niveaus von 2019 liegen", schrieb Dwyer. Damit seien die Voraussetzungen für attraktive Preise aus Sicht der Airlines gegeben. Ihm zufolge dürfte die Schrumpfung der Fluglinie Norwegian Air Shuttle und der Neustart von Alitalia unter dem Namen ITA mit einem verkleinerten Flugangebot das Wettbewerbsumfeld begünstigen. Dies dürfe die Ticketpreise bei den Billigfliegern Ryanair und EasyJet im Jahr 2022 in die Höhe treiben, schätzt er.
"EasyJet ist für die nächste Erholungsphase gut aufgestellt", schrieb der Experte. Ryanair bleibe derweil sein bevorzugter Wert in der Branche. Die Bilanz der Iren sollte allen zu erwartenden Schwierigkeiten im Winter trotzen. Zudem könne der Billigflieger nach der Auslieferung von circa 60 Flugzeugen vom Typ Boeing 737 Max im Sommer 2022 aggressiv Marktanteile gewinnen. Diese Maschinen verbrauchen weniger Treibstoff als ältere Modelle. Daher habe die Airline geringere Kosten für den Ausstoß von Kohlendioxid im europäischen Emissionshandel.
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Mehrere Kursziel-Senkungen - auch Lufthansa dabei
Bei Wizz Air aber gibt es Dwyer zufolge kurzfristig Risiken etwa mit Blick auf steigende Treibstoffpreise, auch wenn die neuen Jets vom Typ Airbus A321neo hier ähnlich wie die 'Max' bei Ryanair zu Kostenvorteilen führen dürfte. Die bereits hohe Bewertung der Wizz-Air-Aktien lasse nur noch wenig Spielraum für negative Nachrichten, schrieb er. Es sei Zeit für eine Pause.
Weniger rosig schätzt Dwyer derweil die Perspektiven für die eingesessene Fluggesellschaften ein. So stufte er die Papiere der British-Airways-Mutter International Airlines Group (IAG) von 'Buy' auf 'Hold' ab und senkte das Kursziel von 230 auf 200 Pence. Die Wiedereröffnung der Atlantik-Strecken im Zuge der gelockerten Reisebeschränkungen sei nun eingepreist.
Air France-KLM sei derweil weiter nur begrenzt profitabel, schrieb der Analyst. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft könnte deshalb besonders hart von den steigenden Kosten für Emissionsrechte getroffen werden. Insofern hielt der Berenberg-Experte an seiner 'Sell'-Empfehlung fest und reduzierte sein Kursziel von 3,60 auf 3,50 Euro.
Für die Anteilsscheine der Lufthansa strich Dwyer hingegen seine Verkaufsempfehlung und stufte die Aktien auf 'Hold' hoch. Das Kursziel kappte er gleichwohl von 7,00 auf 6,30 Euro. Auch wenn die Lufthansa-Aktien noch immer mit einem ungerechtfertigt hohen Aufschlag auf die Papiere der Konkurrenten IAG und Air France-KLM gehandelt würden, nähmen nach dem Vollzug der Kapitalerhöhung nun die belastenden Faktoren für den Kurs ab, hieß es. Gleichzeitig könnte eine erfolgreiche Abspaltung von der Wartungstochter Lufthansa Technik oder des verbliebenen Catering-Geschäfts zu mehr Optimismus bei den Anlegern führen.
Auch DER AKTIONÄR hat zwei Airlines auf seiner Empfehlungsliste: Ryanair mit Kursziel 22 Euro und Stop-Loss-Marke bei 13,50 Euro, sowie Lufthansa mit Stop-Loss bei 4,90 Euro. EasyJet-Papiere wurden im September ausgestoppt und befinden sich derzeit auf einer Watchlist.
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(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Lufthansa.