Am 17. Dezember 2017 war es soweit… Die Bitcoin-Blase platzte „ohne“ Vorwarnung. Viele waren kurz vorher noch hoffnungsvoll und enthusiastisch auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Sie alle hatten eines gemeinsam. Die Hoffnung auf schnelle und hohe Gewinne. "Der vermeintlich sichere & Rentabilität versprechende Hafen Bitcoin (USD) wurde angesteuert. Die für diesen Zweck oftmals gesuchten Edelmetalle wie Gold und Silber hatten für viele schon ausgedient.
Seither ging es dann nachhaltig bergab. Rasant und schmerzlich. Man erinnerte sich an den Neuen Markt und die New Economy Blase Anfang des Jahrtausends. Bitcoin (USD) und Nemax 50: Im verhältnismäßigen Chartbild eine Korrelation von nahezu 1:1. Die Geschichte wiederholt sich also doch immer wieder. So auch am Kapitalmarkt und in den Verhaltensmustern der Anleger", sagt Martin Utschneider, Abteilungsdirektor Technische Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel.
"Ganz normale Sache"
"Der Negativsog wurde durch ein klassisches Doji-Muster ausgelöst. Diese aus der Charttechnik bekannte Formation implizierte bereits eine gesunde Skepsis bei knapp 19.900 US-Dollar. Die Erholungsbewegung in der ersten Januarwoche konnte daran nichts ändern. Auch das kurze Aufbäumen im Februar nicht. Der Abwärtsdruck hat sich allerdings seit März etwas verlangsamt. Das Opening-Gap vom 27.11.2017 scheint nun die nächste Richtungsmarke darzustellen. Diese verläuft bei 9.255 USD. Die Markttechnik deutet darauf hin, dass diese Hürde wohl ein eher schwer zu knackender Widersand ist. Der trendfolgende MACD-Indikator zeigt bestenfalls von einem längerfristigen Seitwärtsmodus. Die Euphorie ist mittlerweile der Ernüchterung gewichen. Allerdings bedeutet das nicht das Ende. Es scheint sich nun nur das übliche Bild einzustellen. Auch bei Bitcoin gibt es „Up´s and Down´s“. Eine ganz normale Sache. Daher wird und bleibt das Timing und Risikomanagement auch hier immer wichtiger", sagt Utschneider.
Große Chancen, hohes Risiko
Vergleicht man die Marktkapitalisierung des MSCI World (über 40 Billionen US-Dollar) mit der aller Kryptoassets weltweit (über 570 Milliarden US-Dollar), dann wird eines klar: Kryptowährungen sind bei allem Hype der letzten Jahren immer noch eine Nische. Allein Apple verfügt über einen Market-Cap von knapp 900 Milliarden US-Dollar. "Gemessen am Chance-Risiko-Profil zeigt sich aber auch die große Chance im Asset Kryptos. Liquide wie eine Cash-Position und bei idealen Voraussetzungen so ertragreich wie Venture Capital oder Private Equity. Selbst die Fungibilität von Aktien hinkt derer von Bitcoin & Co. mit Abstand hinterher. Von Unternehmensanleihen oder Immobilien ganz zu schweigen.
Es gibt (noch) keine „Lehrmeinung“, wie Kryptoassets fundamental zu bewerten sind. Das Wissen entwickelt sich erst gerade. Kurzfristig ist dieser junge Markt aber nicht nur durch Fundamentalevents getrieben. Für einen Value-Ansatz fehlen noch die Parameter. Fehlende Ad-hoc-Pflichten, keine Investor Relations-Abteilungen sowie nicht vorhandene Publizitäts-Standards. Dafür eine schier unübersichtliche Vielzahl an Informationskanälen. Gesteuert durch Akteure mit den unterschiedlichsten Interessen. Im Gegenzug ist kaum qualitatives Research verfügbar. Verursacht durch fehlende Analysten-Qualifikationen in diesem sehr speziellen Segment.
Wie sich Bitcoin & Co. zukünftig entwickeln werden hängt auch davon ab, ob sie sich in die Finanzsysteme der jeweiligen Länder integrieren lassen. Das letzte Wort ist also noch lange nicht gesprochen. Ebenso welche Kryptowährung(en) sich im Nachhinein durchsetzen werden. Es bleibt spannend. Ähnlich wie vor knapp 20 Jahren am Neuen Markt", sagt Martin Utschneider von Donner & Reuschel.