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Kein Witz: Steinhoff zahlt Dividende – die Hintergründe

Kein Witz: Steinhoff zahlt Dividende – die Hintergründe
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Lars Friedrich 23.08.2019 Lars Friedrich

Nachdem Steinhoff am Mittwoch und Donnerstag gestiegen ist, herrscht Unruhe bei einigen Beobachtern: Da muss doch was passiert sein? Nachrichten? Insider? Eigentlich sieht es bislang nur nach einer technischen Gegenbewegung im Abwärtstrend aus. Aber dann war da ja noch die Meldung über eine Dividendenausschüttung …

Richtig gelesen, Steinhoff schüttet eine Dividende aus. Allerdings trifft dies nur auf 15 Millionen sogenannte Vorzugsaktien der Steinhoff Investment Holdings zu. Dabei handelt es sich um eine Steinhoff-Tochter, deren Aktien nach dem Bilanzskandal in Südafrika vom Handel ausgesetzt wurden.

Die normalen Steinhoff-Anleger profitieren von der Ausschüttung nicht! Von den herkömmlichen Steinhoff-Anteilen gibt es übrigens mehr als vier Milliarden.

Den Besitzern der Vorzugsaktien (darunter mehrere südafrikanische Hedgefonds) werden 419 südafrikanische Cent pro Anteil gezahlt. Umgerechnet entspricht das rund 24 Eurocent. Bei 15 Millionen Aktien werden folglich umgerechnet etwas mehr als 3,5 Millionen Euro ausgeschüttet. Peanuts angesichts der Milliarden-Beträge, an denen Steinhoffs Schicksal derzeit hängt.

Merkwürdig ist es freilich schon: Warum zahlt Steinhoff überhaupt eine Dividende?

Dazu muss man wissen, dass es sich bei den begünstigten Aktien um eine sehr spezielle Konstruktion zur Kapitalbeschaffung handelt. Diese ist nicht mit herkömmlichen Vorzugsaktien zu verwechseln. Steinhoff selbst spricht von „cumulative, non-redeemable, non-participating, variable rate preference shares“. Offenbar handelt es sich um einen Hybrid aus Aktie und Anleihe. Die Besitzer sind rechtlich nicht mit Gläubigern gleichzusetzen, haben aber gegenüber normalen Aktionären Anspruch auf Vorzugsbehandlung.

Wenn die Tochter profitabel ist, ist Steinhoff also womöglich sogar verpflichtet, die Besitzer dieser speziellen Vorzugsaktien am Gewinn zu beteiligen. Schon vergangenes Jahr wurde eine Dividende ausgeschüttet.

Die Lage bei Steinhoff ist selbst für Insider kaum zu überblicken. Darauf deutet nach diversen Terminverschiebungen in der Vergangenheit auch eine Korrektur zur Dividendenankündigung hin. Ursprünglich hatte Steinhoff am Mittwoch die Zahlung von 491 südafrikanischen Cent pro Anteil angekündigt. Am Donnerstag wurde die Meldung zurückgezogen. Tatsächlich werden 419 südafrikanische Cent gezahlt. Steinhoffs Erklärung: „ein Rechenfehler“.

Steinhoff (WKN: A14XB9)

Für normale Steinhoff-Aktionäre ist die Dividendenzahlung eher eine negative Nachricht, Stichwort: Mittelabfluss (auch wenn dieser vergleichsweise gering ausfällt). Optimisten könnten argumentieren, dass die Dividendenzahlung zeigt, dass Steinhoff zumindest in einigen Bereichen noch Geld verdient. Das wurde allerdings nie bezweifelt. Angesichts von Milliarden-Verpflichtungen ist aber die Frage, ob die Mittel langfristig reichen – und wie der Konzern das Gläubiger- und Kläger-Problem löst. Auch wenn es bei dem Pennystock kurzfristig immer wieder zu Kursausschlägen nach oben kommen kann, rät DER AKTIONÄR weiter vom Kauf der Steinhoff-Aktie ab.

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