Während die JD.com-Aktie in den vergangenen Tagen mal wieder in den Konsolidierungsmodus übergegangen ist, ist JD zumindest an anderer Stelle gerade ein Börsenerfolg gelungen. Das Unternehmen hat in Shanghai diese Woche den ersten börsennotierten China-REIT eines Privatunternehmens mit Warenhäusern unter die Investoren gebracht – und die griffen begeistert zu.
Gestern war der erste Handelstag für den Harvest & JD Storage Logistics REIT. Beim Börsen-Debüt sprang der Kurs gleich mal zwölf Prozent an. Betrieben und verwaltet wird der REIT operativ von JD Property, einer Tochtergesellschaft von JD.com (Anmerkung: JD hat auch einen in Hongkong handelbaren Ableger namens JD Logistics, der nicht direkt involviert ist, der Kurs zeigt dementsprechend wenig Reaktion), für das finanzielle ist Harvest Fund Management verantwortlich, ein chinesischer Vermögensverwalter. Der REIT hat knapp 1,8 Milliarden Yuan (etwa 250 Millionen Euro) eingesammelt und war 126-fach überzeichnet. Das Interesse war also viel höher als das Angebot.
Bei einem REIT (Real-Estate-Investment-Trust) handelt es sich um eine Aktiengesellschaft, die explizit im Immobiliensektor operiert. Mit der speziellen Konstruktion sind Vorschriften und steuerliche Sonderregelungen verbunden, die dazu führen, dass ein Großteil der Gewinne regelmäßig an die Investoren ausgeschüttet wird.
Zum REIT gehören drei Logistikparks in Langfang, Wuhan und Chongqing mit einer Gesamtfläche von 350.995 Quadratmetern. Bei allen drei Mega-Lagerhallen-Komplexen handelt es sich laut JD um Immobilien, die zum Modernsten gehören, was China in der Hinsicht zu bieten hat (Größe, Automatisierung …). Vermietet seien 100 Prozent – mit einer durchschnittlichen Mietdauer von fünf Jahren (Branchendurchschnitt: drei Jahre).
Für ausländische Privatanleger ist der REIT nicht handelbar, weil Aktien die auf dem chinesischen Festland notiert sind Festlandchinesen vorbehalten bleiben. Indirekt ist der erfolgreiche Börsengang aber auch für JD.com eine gute Nachricht, weil die anhaltende Logistik-Offensive offenbar mehr als wohlwollend vom heimischen Markt registriert wird. Das Kaufinteresse impliziert indirekt, dass JD wohl in Sachen Logistik-Netzwerk-Aufbau auf einem sehr guten Weg ist und der Trend stimmt – ein entscheidender Faktor im Kampf der (chinesischen) E-Commerce-Giganten. Alibaba hat jüngst beispielsweise eine Kooperation mit der Deutschen Post im europäischen Ausland gemeldet (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende). Angesichts der laufenden Seitwärtsphase drängt sich nach der starken Erholungsbewegung derzeit ein Kauf von JD.com allerdings nicht unmittelbar auf.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: JD.com.