Intel und AMD liefern sich seit Jahrzehnten ein Rennen um den besten Prozessor. Mal gewann der eine, mal der andere, meistens aber Intel. Doch die Zeiten haben sich geändert. Nach AMD Epyc macht jetzt ein dritter Konkurrent dem Platzhirsch das Revier streitig. ARM will den Chip-Konzernen Marktanteile abnehmen.
Dominanz bröckelt
Lange Zeit hat Intel sowohl in der Cloud als auch On-Premises (Netzwerk beim Unternehmen vor Ort) den Server-Markt dominiert. Der Marktanteil von Chipzilla wurde auf 99 Prozent geschätzt. Zwar versuchten immer wieder Konkurrenten die Data-Center-Dominanz aufzubrechen – doch meistens erfolglos. Zuletzt scheiterte Qualcomm mit seinem Centriq Server Prozessor.
Doch die Zeiten haben sich geändert. AMD versucht aktuell mit seinem Epyc-Chip Marktanteile zu gewinnen. Der neue Chip wurde von der Fachwelt gut aufgenommen und bereits von Baidu oder Amazon in ihren Data-Centern verbaut.
Laut einem Marktbericht von DRAMeXchange fiel Intels Marktanteil bei x86-Server-CPUs auf aktuell 98 Prozent. AMD als einziger weiterer Anbieter von x86-Server-Prozessoren hat damit seinen Marktanteil verdoppelt. Doch der Bericht geht noch weiter. Im nächsten Jahr nach der Einführung der 7nm-Architektur soll AMD fünf Prozent des Marktes für sich beanspruchen können.
Neuer Konkurrent
Und ARM, ein weiterer Konkurrent, klopft ebenfalls an die Tür. Im Gegensatz zu anderen Chip-Konzernen verdient der zur Softbank gehörende Chip-Designer jedoch den Großteil seiner Umsätze durch Lizenzen für seine Technologie und nicht am Verkauf eigener Chips. Auch Intel und AMD setzen teilweise auf ARM-Technologie. Dennoch könnte ARM Intel Marktanteile streitig machen.
So hat beispielsweise Amazons Cloud-Dienst AWS einen Server auf ARM-Basis angekündigt, der bei parallelen Berechnungen bis zu 45 Prozent günstiger ist. Intel-CPU? Fehlanzeige! Insbesondere bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz im wichtigen Bereich des Machine Learning könnte der Prozessor überzeugen. Zudem ist Amazon nicht der einzige Data-Center-Riese, der eigene Chips entwickelt.
Probleme über Probleme
Intel konnte dank der wachsenden Data-Center-Sparte deutliche Kursgewinne verzeichnen. Aktuell wiegen jedoch das neue Management, die Bugs Spectre und Meltdown sowie die Verzögerungen bei der 10nm-Fertigung schwer auf der Aktie. Werden nun die Erlöse im Data-Center-Segment durch neue Konkurrenten abgegraben, könnte dies zusätzlich für Kursverluste sorgen. Bevor fundamental wieder Ruhe einkehrt, sollten Anleger daher nicht auf eine charttechnisch getriebene Erholung hoffen. Erst wenn die 200-Tage-Linie nachhaltig durchbrochen wird, gibt es hier das Kaufsignal. DER AKTIONÄR hält vorerst Abstand von der Aktie.