Obwohl die Aktien von Infineon und STMicroelectronics seit Jahresbeginn eher seitwärts laufen, kann sich die Performance beider Titel sehen lassen: Infineon ist in den vergangenen zwölf Monaten mit 51 Prozent jedoch etwas kräftiger gestiegen als STMicroelectronics mit 45 Prozent – und laut den Analysten der UBS soll diese Outperformance anhalten.
Das Kursziel der UBS-Analysten für Infineon liegt bei 43,00 Euro (Kaufen) und bietet damit ausgehend vom aktuellen Kurs ein Potenzial von 25 Prozent. Bei den Aktien von STMicroelectronics sehen die Experten mit ihrem Ziel von 37,90 Euro (Neutral) hingegen nur 4,2 Prozent Kurspotenzial.
Entscheidender Grund für die unterschiedliche Bewertung ist laut dem betreuenden Analysten Francois-Xavier Bouvignies das Smartphone-Geschäft von STMicroelectronics. Denn der europäische Halbleiterkonzern erwirtschaftet 30 Prozent seiner Umsätze im Mobile-Geschäft und dann ist auch noch ein einziger Kunde für den Großteil der Segmentserlöse verantwortlich: Apple.
Der iPhone-Konzern liefere laut Bouvignies ein Viertel der Gesamtumsätze und sei daher ein zu großes Risiko. Dank der Nachrichten rund um eine steigende iPhone-Nachfrage und höheren Produktionszielen kann die Aktie von STMicroelectronics zwar aktuell profitieren. Doch Firmen wie Qualcomm oder Imagination Technologies können eine leidvolle Geschichte erzählen, was passieren kann, wenn sich Apple als größter Kunde querstellt.
Bei Qualcomm hatte ein jahrelanger Patentstreit mit Apple die Aktie in Mitleidenschaft gezogen, bis 2019 eine Einigung erzielt wurde. Die Grafikchips von Imagination wurden schlichtweg nicht mehr gebraucht, nachdem Apple seine eigenen Prozessoren designte. Dass immer mehr Chips von Apples eigenen Ingenieuren entwickelt werden, ist für die Zulieferer ein Problem. Das musste auch Intel spüren, dessen CPUs künftig nicht mehr in den Notebooks und Rechnern von Apple verbaut werden.
Infineon ist laut dem UBS-Analysten daher die bessere Wahl, denn der DAX-Konzern sei nicht derart stark vom Smartphone-Geschäft oder einem Kunden abhängig. Zudem profitiere auch Infineon von dem Trend hin zur Elektromobilität und sei mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent sogar der Marktführer im Bereich Powertrain. Hier könne STMicroelectronics nicht mithalten und müsse daher in Zukunft kräftig investieren.
Die etwas höher bewertete Infineon-Aktie ist sicherlich der diversifiziertere Player und damit der Pick mit dem geringeren Risiko für langfristig orientierte Anleger.
Wer jedoch sowohl Elektromobilität als auch den 5G-Superzyklus in den kommenden sechs bis neun Monaten bespielen will, ist mit der Aktie von STMicroelectronics nach Ansicht des AKTIONÄR kurzfristig besser beraten. Zudem hat der in Amsterdam notierte Konzern zuletzt die stärkeren Q2-Zahlen vorgelegt und verfügt über das kräftigere Chartmomentum.