DER AKTIONÄR hat bereits mehrfach in Aussicht gestellt: Infineon blickt auf ein den Umständen entsprechend gutes Geschäftsjahr 2019/20 zurück. Der Ausblick macht Lust auf mehr. Vorstand Reinhard Ploss sieht den Konzern bestens aufgestellt, um im neuen Fiskaljahr bei Umsatz und Gewinn wieder zu wachsen.
„Infineon hat ein außergewöhnliches und schwieriges Geschäftsjahr mit einem sehr ordentlichen vierten Quartal erfolgreich abgeschlossen“, so Vorstand Reinhard Ploss, „Wir haben bewiesen, dass unser Unternehmen ein robustes Geschäftsmodell hat und sich auch in unsicheren Zeiten stetig weiterentwickelt.“
Der Chiphersteller hat im vierten Geschäftsquartal trotz eines von der Coronakrise geprägten Umfelds von einer Erholung im Autogeschäft profitiert. Im Zeitraum von Juli bis September steigerte der Halbleiterspezialist seinen Umsatz im Vergleich zum Vorquartal um 15 Prozent auf 2,49 Milliarden Euro und traf damit die Erwartungen der Analysten. Das operative Ergebnis (Segmentergebnis) legte gegenüber dem Vorquartal mit 379 Millionen Euro um fast drei Viertel zu und übertraf damit die durchschnittlichen Erwartungen der Marktexperten. Der Konzernüberschuss lag bei 109 Millionen Euro, nach minus 128 Millionen Euro ein Quartal zuvor. In das Zahlenwerk ging auch der in diesem April übernommene US-Konkurrent Cypress Semiconductor für das gesamte Quartal mit ein.
Im gesamten Geschäftsjahr 2019/20 konnte Infineon die Erlöse im kombinierten Unternehmen mit Cypress um rund 7 Prozent auf 8,57 Milliarden Euro steigern. Das operative Ergebnis nahm dagegen um rund elf Prozent auf 1,17 Milliarden Euro ab. Alle Zahlen und Eckdaten gibt es hier.
„Einige unserer Zielmärkte, insbesondere der Automarkt, haben sich seit Sommer besser als erwartet erholt. Hinzu kommt der beschleunigte strukturelle Wandel hin zur Elektromobilität, insbesondere in Europa“, führt der Konzernchef aus. „Andere Märkte zeigen Schwäche, zum Beispiel Zugantriebe oder hoheitliche Dokumente, oder sind noch ein gutes Stück weit von einer Erholung entfernt wie etwa die Fabrikautomatisierung.“
Für das Geschäftsjahr 2020/21 (30. September) zeigt sich Ploss verhalten optimistisch. „Allerdings bleiben das Infektionsgeschehen, die geopolitische Lage und die makroökonomischen Rahmenbedingungen herausfordernd.“ Er sieht den Konzern aber „bestens aufgestellt“, um auch die künftigen Herausforderungen zu meistern.
Für das typischerweise schwächere erste Geschäftsquartal geht der Chiphersteller von einem Umsatz zwischen 2,4 und 2,7 Milliarden Euro aus. Im gesamten Geschäftsjahr 2020/21 erwartet Infineon bei einem unterstellten EUR/USD-Wechselkurs von 1,15 einen Umsatz von etwa 10,5 Milliarden Euro plus oder minus fünf Prozent. Darin enthalten ist die erstmalig erfolgende Konsolidierung von Cypress Semiconductor für ein gesamtes Geschäftsjahr. Gegenüber dem Umsatz im Geschäftsjahr 2020 beträgt der Umsatzanstieg im Mittelpunkt der Umsatzspanne etwa zwei Milliarden Euro. Zu diesem Umsatzanstieg wird das Automotive-Segment ATV etwas mehr als die Hälfte beitragen. Im Mittelpunkt der Umsatzprognose wird die Segmentergebnis-Marge etwa 16,5 Prozent betragen.
Zahlen und Ausblick passen insgesamt. Im freundlichen Marktumfeld sollten die Bullen bei der Infineon-Aktie das Kommando übernehmen. Hält die positive Stimmung an, dann könnte das Mehrjahreshoch bei 28,33 Euro schnell wieder in den Fokus rücken. Anleger sollten sich dabei aber auf einen anhaltend volatilen Kursverlauf einstellen. Analysten dürften ihre im Vorfeld meist erhöhten Ziele mindestens bestätigen.